Die „exzellent“-Preisträger 2024
Preisträger exzellent:arbeit 2024 und Gewinner von 1.000 Euro:
- Iserlohner Werkstätten gGmbH
mit „Bahnsteig 42 - Hier kommt man zusammen“
Unter dem Namen „Bahnsteig 42“ ist im Bahnhof Iserlohn-Letmathe ein beliebter Treffpunkt entstanden. Besucher*innen können Speisen und Getränke im CaféBistro genießen oder sich im Kiosk zu Zugverbindungen oder dem hauseigenen E-Bike-Verleih informieren. Daneben werden Kulturveranstaltungen angeboten und auch die inklusive Redaktion des Magazins caput ist im Bahnhof zu finden. Bahnsteig 42 bietet also eine große Vielfalt an Arbeitsplätzen, die einen starken Bezug zum allgemeinen Arbeitsmarkt haben und deshalb auch von der Jury der „exzellent“-Preise besonders gelobt werden. Ein weiteres Merkmal des Projektes ist seine starke Sozialraumorientierung. Menschen mit Behinderungen werden in der Öffentlichkeit sichtbar und sind kompetente Ansprechpartner*innen für die Besucher*innen des Bahnhofs Iserlohn-Letmathe. Dank eines agilen Konzeptes sind die Beschäftigten in den einzelnen Bereichen von Bahnsteig 42 immer häufiger in Eigenverantwortung tätig und sammeln so wichtige Erfahrungen mit Blick auf einen möglichen Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.
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Die Zweitplatzierten in der Kategorie exzellent:arbeit und Gewinner von jeweils 500 Euro:
- Evangelische Behindertenhilfe Dresden und Umland gGmbH
- BWMK gGmbH
- Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten gGmbH
- Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Berlin e. V.
- Vogtlandwerke gGmbH
- Lebenshilfe Werkstatt Brandenburg an der Havel gGmbH
mit „Hotel am Schwanenhaus - Inklusives Qualifizierungs- und Arbeitsprojekt der Weißiger Werkstätten“
Im Hotel am Schwanenhaus in Dresden sorgt ein Team aus Menschen mit und ohne Behinderungen dafür, dass sich die Gäste rundherum wohlfühlen. Hier arbeiten Werkstattbeschäftigte, Personen, die eine angepasste Ausbildung absolvieren, und Fachkräfte aus dem Hotel- und Gastronomiebereich zusammen. Dabei stehen moderne Arbeitsplätze sowie personenzentrierte Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote im Mittelpunkt, wie die Jury in ihrer Bewertung hervorhebt. Durch unterschiedliche Teilhabeangebote können sich Menschen mit Behinderungen im Hotel am Schwanenhaus für eine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt qualifizieren. So werden sie beispielsweise auf dem Weg zu einem IHK-Zertifikat begleitet. mit "Zusammenarbeit mit der Smart-Store-Kette „teo“ schafft Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt“
Digitalisierung gewinnt auch beim Einkaufen zunehmend an Bedeutung. In den digitalen Mini-Märkten mit dem Namen „teo“, die das Unternehmen tegut in Hessen betreibt, ist das gelebte Realität. Rund um die Uhr können Menschen dort einkaufen, Produkte selbst scannen und bargeldlos bezahlen. Ganz ohne Personal funktionieren die Märkte aber nicht: Beschäftigte des BWMK packen Waren aus, sortieren sie in die Regale ein, etikettieren und kümmern sich um Bestellungen – für die Jury ein modernes Angebot zur Teilhabe am Arbeitsleben, bei dem Menschen mit Behinderungen im Alltag sichtbar werden. Ausschlaggebend für die Auszeichnung des Projektes waren zudem die Übertragbarkeit und Arbeitsmarktnähe des Konzeptes. Darin sieht die Jury großes Potenzial.
Preisträger exzellent:bildung 2024 und Gewinner von 1.000 Euro:
mit „netZ – erfolgreich. gemeinsam. bilden“
Die Entwicklung von qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten ist für einzelne Werkstätten mitunter herausfordernd, insbesondere mit Blick auf personelle und finanzielle Ressourcen. Aus diesem Grund wurde in Bamberg das Netzwerk Zertifikatslehrgang, kurz netZ, gegründet. Mittlerweile haben sich rund 60 Partner-Werkstätten zusammengeschlossen, um Menschen mit Behinderungen in das System der regulären Aus- und Weiterbildung einzubinden. Durch die Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren, wie Berufs- und Fachschulen sowie Kammern, gelingt es, Zertifikatslehrgänge für Menschen mit Behinderungen anzubieten. Für deren Umsetzung stellt netZ umfangreiche Lernmaterialien und eine digitale Lernplattform zu Verfügung. Die Jury lobt zudem die starke Orientierung des Angebotes am regulären Ausbildungsmarkt. Denn nach erfolgreichem Abschluss der Zertifikatslehrgänge erhalten die Teilnehmenden bundesweit anerkannte Urkunden. Mit seinem zukunftsweisenden Charakter hat das Projekt die Jury in besonderer Weise beindruckt.
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Die Zweitplatzierten in der Kategorie exzellent:bildung und Gewinner von jeweils 500 Euro:
mit „Cyber-Mobbing Leichte Hilfe App. Tipps und Infos bei Mobbing im Internet. Von und für Menschen mit Behinderung."
Als erstes Präventions- und Hilfsangebot für Menschen mit Behinderungen bei digitaler Gewalt steht die Cyber-Mobbing Leichte Hilfe App für neue Wege in der beruflichen Bildung. Besonders begeistert die Jury, dass ein Thema mit zunehmender Bedeutung – digitale Gewalt – mit der App barrierearm und verständlich aufbereitet wird. Und das von Werkstattbeschäftigten als Expert*innen in eigener Sache. Dank ihres niedrigschwelligen und kostenfreien Angebotes kann die App nicht nur in der beruflichen Bildung, sondern auch im Rahmen von arbeitsbegleitenden Maßnahmen eingesetzt werden. Die Zusammenarbeit verschiedener Berliner Werkstätten mit der Initiative klicksafe in diesem Projekt überzeugte die Jury.
mit „Meine Stimme zählt“
2024 und 2025 finden mit Kommunalwahl, Europawahl, Landtagswahl und Bundestagswahl gleich vier wichtige Wahlen in Thüringen statt. Dabei bereitet das Erstarken von nationalistischen und populistischen Kräften vielen Menschen Sorge. Dem wollen die Vogtlandwerke mit ihrem Projekt entgegentreten: Mit Aktionstagen zu den Themen Demokratie, Wahlen, Parteien und Grundrechte wollen sie Menschen mit Behinderungen dazu befähigen, eigenständig und selbstbestimmt wählen zu gehen. Zum Projekt gehört auch der direkte Austausch von Menschen mit Behinderungen mit Politiker*innen. Die Jury der „exzellent“-Preise lobt „Meine Stimme zählt“ als wichtiges Zeichen zur Demokratiestärkung. Es entfaltet eine hohe Wirksamkeit, indem es Menschen mit Behinderungen die aktive Teilhabe an demokratischen Prozessen und Diskursen ermöglicht.
Preisträger exzellent:sonderpreis 2024 und Gewinner von 1.000 Euro:
mit „Inklusive Bildungsarbeit in der Euthanasie-Gedenkstätte Brandenburg an der Havel“
Schätzungsweise 300.000 Menschen mit Behinderungen fielen dem systematischen Massenmord der Nationalsozialisten zum Opfer. Das sind 300.000 Einzelschicksale, die bis heute eine Mahnung an uns alle sind. Eine Mahnung, uns mit Engagement und Vehemenz für ein buntes, offenes und tolerantes Zusammenleben einzusetzen. Wie das gehen kann, zeigen die Beschäftigten der Lebenshilfe Werkstatt Brandenburg an der Havel auf eindrucksvolle Weise. Als Tour-Guides in der Gedenkstätte Brandenburg an der Havel geben sie den Opfern eine Stimme und bieten eine umfassende Übersicht über die nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen. Dabei stehen die inklusiven Führungen und Workshops Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen offen. Das Projekt hat die Jury aber nicht nur wegen seines inklusiven und stringenten Konzeptes überzeugt, sondern auch emotional tief bewegt: Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus mit hoher Wahrscheinlichkeit ermordet worden wären, treten als selbstbewusste Expert*innen auf, die einen wesentlichen Beitrag zur Arbeit der Gedenkstätte und wider das Vergessen leisten. Damit entfaltete das Projekt eine starke Öffentlichkeitswirksamkeit und eine hohe gesellschaftliche Relevanz.