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Arbeit, die Spaß macht und hilft
Der Vogtland Anzeiger schreibt: Geschulte Kräfte bereiten die Verkäufer auf ihre Aufgaben vor, statt ihnen nur neue Anweisungen zu geben. Die Rehabilitation steht ganz obenan. Der Kunde spürt, dass es in den CAP-Märkten anders zugeht als in einem normalen Supermarkt. Rein äußerlich fällt auf, dass alle Waren besonders übersichtlich und ordentlich präsentiert werden. Die Regale sind nicht so hoch wie anderswo, was den Überblick erleichtert. Die Produkte sind alle bequem erreichbar und gut lesbar mit großer Schrift ausgezeichnet und beschriftet. Die Gänge sind auffallend breit, so dass auch Rollstuhlfahrer bequem überall hinkommen.
Barrierefrei eingerichtet
„Die Märkte sind barrierefrei eingerichtet“, erklärt Kai Storm, Sprecher der Winterhuder Werkstätten, die CAP in Hamburg leiten. „Die soziale Verpflichtung, die wir unseren Mitarbeitern bieten, wollen wir auch gegenüber unseren Kunden zeigen und ein Vorbild sein.“ Die besondere Kundenorientierung spürt jeder, der hier einkauft: Das Personal ist besonders freundlich und hilfsbereit. Es wird begleitetes Einkaufen angeboten, und auf Wunsch wird die eingekaufte Ware zum Auto transportiert - ohne zusätzliche Kosten für den Kunden.
In einem von zwei Hamburger CAP-Märkten ist Nicole Speck als eine von 47 Mitarbeitern beschäftigt. Sie arbeitet hier Vollzeit, also 35 Stunden in der Woche - entweder Frühdienst von 7 bis 15 Uhr oder Spätdienst von 12 bis 19:30 Uhr. ,,Dienstags und donnerstags ist besonders viel zu tun“, sagt die 28-Jährige, ,,da ist Warenlieferung, und die Waren müssen ausgepackt und in die Regale geräumt werden.“
Wenn Nicole Speck erzählt, ist sie nur sehr schwer zu verstehen. Das liegt an ihrer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (,,Hasenscharte“). Die genetisch bedingte Fehlbildung im Kieferbereich wurde zwar operiert, beeinträchtigt aber dennoch die Lautbildung und hat auch die geistige Entwicklung gebremst. Es ist etwas mühsam, Nicole Speck zu verstehen. Daher hat sie an ihrem Arbeitsplatz keinen direkten Kundenkontakt. Mit den ihr jetzt anvertrauten Aufgaben im CAP-Markt ist sie aber hochzufrieden.
Nach einem vierwöchigen Praktikum, in dem sie mehrere Arbeitsbereiche im Markt kennen gelernt hatte, war für sie die Entscheidung klar: „Hier gefällt es mir, hier möchte ich bleiben!“ Auch ihr Vorgesetzter, Marktleiter Danilo Person, war mit Nicole Speck zufrieden. Ihr Arbeitstag beginnt heute damit, Obst und Salat zu schneiden und in die Portionsschalen zu füllen. Die Schalen sind bei den Kunden, von denen viele in ihrer Mittagspause in den Markt kommen, sehr beliebt. ,,Ich habe Freude am Umgang mit Lebensmitteln“, sagt Nicole Speck, „das Schnippeln von Ananas, Melonen und Möhren macht mir besonders viel Spaß.“
Nach dem Obstschneiden steht meist das Aus- und Einräumen der Ware auf dem Programm. Lieferungen müssen ausgepackt und in die Regale geräumt werden. Nicole Speck muss prüfen, ob die Nummer auf der Verpackung mit der Nummer am Regalplatz übereinstimmt. Die stellvertretende Marktleiterin Kim Lee hat sie in diese Aufgabe eingewiesen. Kim Lee ist auch Gruppenleiterin und „staatlich geprüfte Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung“. Mit dieser sonderpädagogischen Zusatzausbildung kann sie besonders gut auf die behinderten Mitarbeiter eingehen.
Schlechte Erfahrungen
Solche für sie idealen Arbeitsbedingungen hat Nicole Speck bisher noch nie erlebt. Nach der Förderschule hat sie verschiedene Praktika durchlaufen. Aber eine Ausbildung hat sie nicht absolviert. [...] Heute ist Nicole Speck mit ihrem Arbeitsplatz bei CAP mehr als zufrieden, sie kommt gut mit Kollegen und Vorgesetzten aus, und auch privat läuft es gut. Sie lebt mit ihrem Verlobten in einer Zwei-Zimmer-Wohnung und hat einen siebenjährigen Sohn. Im April, in ihrem ersten Urlaub, will sie ihren Partner heiraten. Das Essen für die Hochzeitsgesellschaft soll natürlich vom CAP-Partyservice kommen.
CAP-Supermärkte
Vor zehn Jahren wurde der erste CAP-Markt in Herrenberg bei Stuttgart von der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd e. G. (GDW-Süd) gegründet. Heute gibt es bereits siebzig Filialen im gesamten Bundesgebiet, die im Franchise-System von sozialen Einrichtungen geführt werden. Die beiden Hamburger Filialen betreiben die ,,Winterhuder Werkstätten GmbH“, eine Einrichtung zur Qualifikation und sozialen lntegration behinderter Menschen in Hamburg. Hier sollen die Angestellten - soweit möglich - für den ersten Arbeitsmarkt qualifiziert werden, oder eine Beschäftigung erhalten, die sie am Arbeitsleben teilhaben lässt. Im Bundesdurchschnitt erhalten die Mitarbeiter einer Werkstatt für behinderte Menschen ein ,,Taschengeld“ in Höhe von monatlich 160 Euro. Die tatsächlichen Verdienste differieren von Werkstatt zu Werkstatt beträchtlich und reichen von 67 bis über 600 Euro monatlich. Den Rest bezahlen soziale Träger. Grundlage für die Regelungen zur Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben ist das Sozialgesetzbuch IX. Die CAP-Märkte sollen zwar wirtschaftlich arbeiten. Doch die wesentlichen Ziele sind die Beschäftigung und Rehabilitation behinderter Menschen. Der Name CAP leitet sich von Handicap, also Behinderung ab.
Quelle: Vogtland Anzeiger, Ausgabe 10.11.2009
Barrierefrei eingerichtet
„Die Märkte sind barrierefrei eingerichtet“, erklärt Kai Storm, Sprecher der Winterhuder Werkstätten, die CAP in Hamburg leiten. „Die soziale Verpflichtung, die wir unseren Mitarbeitern bieten, wollen wir auch gegenüber unseren Kunden zeigen und ein Vorbild sein.“ Die besondere Kundenorientierung spürt jeder, der hier einkauft: Das Personal ist besonders freundlich und hilfsbereit. Es wird begleitetes Einkaufen angeboten, und auf Wunsch wird die eingekaufte Ware zum Auto transportiert - ohne zusätzliche Kosten für den Kunden.
In einem von zwei Hamburger CAP-Märkten ist Nicole Speck als eine von 47 Mitarbeitern beschäftigt. Sie arbeitet hier Vollzeit, also 35 Stunden in der Woche - entweder Frühdienst von 7 bis 15 Uhr oder Spätdienst von 12 bis 19:30 Uhr. ,,Dienstags und donnerstags ist besonders viel zu tun“, sagt die 28-Jährige, ,,da ist Warenlieferung, und die Waren müssen ausgepackt und in die Regale geräumt werden.“
Wenn Nicole Speck erzählt, ist sie nur sehr schwer zu verstehen. Das liegt an ihrer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (,,Hasenscharte“). Die genetisch bedingte Fehlbildung im Kieferbereich wurde zwar operiert, beeinträchtigt aber dennoch die Lautbildung und hat auch die geistige Entwicklung gebremst. Es ist etwas mühsam, Nicole Speck zu verstehen. Daher hat sie an ihrem Arbeitsplatz keinen direkten Kundenkontakt. Mit den ihr jetzt anvertrauten Aufgaben im CAP-Markt ist sie aber hochzufrieden.
Nach einem vierwöchigen Praktikum, in dem sie mehrere Arbeitsbereiche im Markt kennen gelernt hatte, war für sie die Entscheidung klar: „Hier gefällt es mir, hier möchte ich bleiben!“ Auch ihr Vorgesetzter, Marktleiter Danilo Person, war mit Nicole Speck zufrieden. Ihr Arbeitstag beginnt heute damit, Obst und Salat zu schneiden und in die Portionsschalen zu füllen. Die Schalen sind bei den Kunden, von denen viele in ihrer Mittagspause in den Markt kommen, sehr beliebt. ,,Ich habe Freude am Umgang mit Lebensmitteln“, sagt Nicole Speck, „das Schnippeln von Ananas, Melonen und Möhren macht mir besonders viel Spaß.“
Nach dem Obstschneiden steht meist das Aus- und Einräumen der Ware auf dem Programm. Lieferungen müssen ausgepackt und in die Regale geräumt werden. Nicole Speck muss prüfen, ob die Nummer auf der Verpackung mit der Nummer am Regalplatz übereinstimmt. Die stellvertretende Marktleiterin Kim Lee hat sie in diese Aufgabe eingewiesen. Kim Lee ist auch Gruppenleiterin und „staatlich geprüfte Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung“. Mit dieser sonderpädagogischen Zusatzausbildung kann sie besonders gut auf die behinderten Mitarbeiter eingehen.
Schlechte Erfahrungen
Solche für sie idealen Arbeitsbedingungen hat Nicole Speck bisher noch nie erlebt. Nach der Förderschule hat sie verschiedene Praktika durchlaufen. Aber eine Ausbildung hat sie nicht absolviert. [...] Heute ist Nicole Speck mit ihrem Arbeitsplatz bei CAP mehr als zufrieden, sie kommt gut mit Kollegen und Vorgesetzten aus, und auch privat läuft es gut. Sie lebt mit ihrem Verlobten in einer Zwei-Zimmer-Wohnung und hat einen siebenjährigen Sohn. Im April, in ihrem ersten Urlaub, will sie ihren Partner heiraten. Das Essen für die Hochzeitsgesellschaft soll natürlich vom CAP-Partyservice kommen.
CAP-Supermärkte
Vor zehn Jahren wurde der erste CAP-Markt in Herrenberg bei Stuttgart von der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd e. G. (GDW-Süd) gegründet. Heute gibt es bereits siebzig Filialen im gesamten Bundesgebiet, die im Franchise-System von sozialen Einrichtungen geführt werden. Die beiden Hamburger Filialen betreiben die ,,Winterhuder Werkstätten GmbH“, eine Einrichtung zur Qualifikation und sozialen lntegration behinderter Menschen in Hamburg. Hier sollen die Angestellten - soweit möglich - für den ersten Arbeitsmarkt qualifiziert werden, oder eine Beschäftigung erhalten, die sie am Arbeitsleben teilhaben lässt. Im Bundesdurchschnitt erhalten die Mitarbeiter einer Werkstatt für behinderte Menschen ein ,,Taschengeld“ in Höhe von monatlich 160 Euro. Die tatsächlichen Verdienste differieren von Werkstatt zu Werkstatt beträchtlich und reichen von 67 bis über 600 Euro monatlich. Den Rest bezahlen soziale Träger. Grundlage für die Regelungen zur Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben ist das Sozialgesetzbuch IX. Die CAP-Märkte sollen zwar wirtschaftlich arbeiten. Doch die wesentlichen Ziele sind die Beschäftigung und Rehabilitation behinderter Menschen. Der Name CAP leitet sich von Handicap, also Behinderung ab.
Quelle: Vogtland Anzeiger, Ausgabe 10.11.2009