Bundespräsident Horst Köhler sagte in seiner Weihnachtsansprache: „In uns nagt das Gefühl, dass wir etwas Wichtiges übersehen haben müssen bei der Art, wie wir zusammenleben.“ Dazu gehöre auch der Einsatz für eine gerechte Weltordnung und rief die Verantwortlichen der Finanzkrise zur „Einkehr“ auf: „Wir haben gerade erlebt, dass Maßlosigkeit bei Finanzakteuren und Mängel bei der staatlichen Aufsicht die Welt in eine tiefe Krise gestürzt haben“ und „wir brauchen das Verständnis dafür, dass Geld den Menschen dienen muss und sie nicht beherrschen darf.“
Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben sich zu Weihnachten für ein besseres Miteinander in der Gesellschaft eingesetzt.
Die Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland Margot Käßmann hat in ihrer Weihnachtsbotschaft zu mehr Mut für eine sozialere Welt aufgerufen. „Ich wünsche mir, dass auch die Menschen, die nicht mithalten können, sich in einer sozialen Gesellschaft aufgehoben fühlen“, sagte sie. Es müsse selbstverständlich sein, dass die Starken die Schwachen auffangen.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, forderte mehr Mitmenschlichkeit auch mit Schwachen und Kranken. Schon auf Kinder werde „ungeheurer“ Druck ausgeübt, sagte Zollitsch. Im Beruf müsse Überdurchschnittliches geleistet werden. Es scheinen „die Harten und Abgeklärten zu sein, die unsere Welt und unseren Alltag bestimmen“, sagte der Freiburger Erzbischof. Zollitsch beklagte, die Menschenwürde sei dort angefochten, „wo Entscheidungsträger nur an sich denken“ und sich „lediglich ihrem eigenen Profit verantwortlich wissen“. Verloren gegangen sei offenbar die Weisheit, „dass wir Menschen Ruhe und Stille brauchen“.
„Wir Menschen sind kein Rädchen im Getriebe, bei dem man die Stellschrauben weiter anziehen kann, damit alles noch besser und reibungsloser funktioniert“, erklärte Zollitsch, und der Wert des Menschen käme nicht aus Leistung, Aussehen und Ansehen, sondern der Wert eines jeden Menschen sei in seiner Existenz begründet.
Walter Mixa, Bischof von Augsburg, sieht die Kirche als „Anwältin des Lebens“. Die Kirche müsse immer dann ihre Stimme gegen den Egoismus der Starken oder die Profitinteressen des Marktes erheben, wenn das körperliche und seelische Wohl des Menschen bedroht sei.
Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen betonte in seiner Weihnachtspredigt die Würde des Menschen. „Die Würde ist nicht austauschbar oder verfügbar und nicht an Bedingungen geknüpft, sondern gilt unbedingt“ sagte er.
Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst warnte: „Wo die Wirtschaft sich von Werten löst, geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. „
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann kritisierte Weihnachtskitsch. Man komme scheinbar ohne den religiösen Kern aus – stattdessen sei man nur noch von Lichterketten, Rentieren und Weihnachtsmännern umgeben, schreibt er in der Ludwigshafener „Rheinpfalz“.