Diesen Artikel an Freunde versenden
Email des Empfängers:
Email des Senders:
Name des Senders:

Delegiertenversammlung der BAG WfbM in Leipzig
Vom 25. bis 26. November trafen sich die Delegierten der BAG WfbM zur alljährlichen Delegiertenversammlung in Leipzig. Dort berieten die Werkstattvertreter aus ganz Deutschland über die Herausforderungen des neuen Jahres. Dabei lieferten, neben dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes, Beiträge von Gastrednern aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) und von Hochschulprofessoren willkommene Impulse.

Zu Beginn warf Günter Mosen, Vorsitzender der BAG WfbM, einen Blick zurück. Er berichtete über zentrale politische Beschlüsse, Stellungnahmen, Erfolge der Verbandsarbeit und laufende Debatten. Dabei ging Mosen auch auf die Rahmenbedingungen der Verbandsarbeit ein: „Stärker als bisher werden wir uns mit der Verteilungsfrage auseinandersetzen müssen. Und in dieser Auseinandersetzung erst werden wir erleben, was von dem, was Inklusion alles sein soll, Realität werden kann.“

Dr. Mozet referiert auf der Delegiertenversammlung in Leipzig
Dr. Mozet bei seinem Vortrag
© Claudia Fischer BAG:WfbM
Dr. Peter Mozet, Leiter des Referats Teilhabe schwerbehinderter Menschen im BMAS, berichtete über den Stand der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans, der im März 2011 verabschiedet werden soll. Außerdem präsentierte er den ersten Entwurf einer Gesetzesvorlage zur Umsetzung der von der ASMK beschlossenen Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe. Dabei geht es konkret um die Einführung einer beruflichen Orientierungsphase an der Schnittstelle des Übergangs von der Schule in den Beruf. Dr. Mozet betonte dabei, dass er Werkstätten für unverzichtbar halte und es nicht Ziel der Regierung sei, Menschen aus der Werkstatt zu drängen. Aber es müsse auch Alternativen geben, wenn jemand trotz wesentlicher Behinderungen einen anderen Weg gehen möchte.

Wie man in den bereits bestehenden Strukturen durch Kooperationen die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderung steigern kann, zeigte Karl-Friedrich Ernst von der BIH auf. Die in Baden-Württemberg bereits seit einiger Zeit sehr erfolgreich durchgeführte Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt hat bemerkenswert nachhaltige Erfolge bei der Vermittlung behinderter Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt erzielt.

Weitere spannende Perspektiven boten am zweiten Versammlungstag die Referate von Prof. Dr. Sieglind Ellger-Rüttgardt vom Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin und von Prof. Dr. Bernd Halfar von der Fakultät Soziale Arbeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Mit einem historischen Rückblick beschrieb Prof. Ellger-Rüttgardt die Ursprünge der spezifisch deutschen Debatte der Eingliederungshilfe. Sie hob dabei die besondere Errungenschaft des deutschen Teilhabesystems hervor: Das Recht auf Teilhabe am Arbeitsleben und das Recht auf Bildung. Hier, so Prof. Ellger-Rüttgardt, verfügten die Werkstätten über Kernkompetenzen, die es ihnen ermöglichen, sich auch weiteren Personengruppen wie Langzeitarbeitslosen zu öffnen. In der Werkstatt der Zukunft könnten neue Formen von gesellschaftlicher Teilhabe und Modelle sozialer Gerechtigkeit erprobt werden.

Für ein neues Verständnis des Begriffes Wertschöpfung sorgte Prof. Halfar. Er stellte das Modell des „Social Return on Investment“ vor, das mit den Instrumenten des Controllings den gesellschaftlichen Mehrwert der Werkstätten aufzeigt. So lasse sich nachweisen, dass Kosten für Fördermaßnahmen keine versenkten Kosten seien, sondern in vielfacher Weise Erträge in die Gesellschaft zurück fließen lassen.

In seiner Abschlussrede wies Günter Mosen noch einmal auf die Chancen hin, die die anstehenden Reformvorhaben – in Europa und auf Bundesebene – für die Weiterentwicklung des Konzeptes der Werkstätten bieten. Entsprechend steht die „Implementierung und politische Akzeptanz des Modells der modularen, vernetzten Werkstattleistungen“ auf dem Arbeitsplan ganz oben. Die BAG WfbM will für eine Werkstatt werben, die Dienstleistungen für benachteiligte Personen in ihrem Sozialraum erbringt. Dazu wird der Vorstand ein Konzept eines Sozialunternehmens erarbeiten, das am 19. März 2011 im Rahmen der Sozialpolitischen Veranstaltung der Werkstätten:Messe vorgestellt wird. Im formalen Teil der Veranstaltung verabschiedeten die Delegiertenden Jahresabschluss 2009, den Arbeits- und Wirtschaftsplan 2011 und entlasteten Präsidium, Vorstand und Geschäftsführung einstimmig.


<< Zurück Seite drucken Diesen Artikel per Email versenden