Diesen Artikel an Freunde versenden
Email des Empfängers:
Email des Senders:
Name des Senders:

Werkstatträte haben ein brennendes Interesse an der Zukunftsgestaltung ihrer Werkstätten
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte in Caritas-Werkstätten für behinderte Menschen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben sich hierzu mit 20 Aussagen positioniert:

  1. Daß jeder nach seinen Möglichkeiten einbezogen wird.

  2. Werkstätten müssen den Auftrag der Persönlichkeitsförderung hoch halten / oder auch mehr beachten. Dies muß auch bei unterschiedlichen Auftrags- und Auslastungssituationen geschehen.

  3. Die Förderung von Sozialkompetenzen ist uns wichtig, d. h. einem Sozialverhalten, welches Rücksichtnahme und Hilfestellung als besondere Werte auch untereinander in unseren Werkstätten sieht und nicht nur immer zu erwarten, daß dieses Verhalten seitens der Gesellschaft uns gegenüber praktiziert wird.

  4. Menschen mit Schwerstbehinderung gehören zu uns und in unsere Werkstätten. Wir müssen ihre Einbeziehung als selbstverständlich betrachten und nicht noch wirtschaftliche Begründungen vorlegen, um rechtzufertigen, daß wir uns - hoffentlich selbstverständlich - um sie kümmern.

  5. In vielen Werkstätten steht die Arbeit zu sehr im Vordergrund, mit der Aussage, daß die Entgelte stimmen müssen.

  6. Die Leitungen der Werkstätten haben immer noch große Probleme, Auftragslöcher in schlechten Zeiten besser zu überbrücken. Eine zukünftige Sicherung von geeigneten Arbeiten scheint uns sehr nötig.

  7. Wir möchten in unseren Werkstätten fitt gemacht werden, eventuell auch für den ersten Arbeitsmarkt, insbesondere aber auch für Mitwirkung und Beteiligung, auch an den Themen, Überlegungen und Sorgen der Einrichtungen.

  8. Das Solidaritätsprinzip in unseren Werkstätten soll erhalten bleiben. Man sollte darauf achten, daß es nicht aus dem Ruder läuft, z. B. durch ein Prinzip der Leistungsgerechtigkeit, wie dies z. Z. von einer der großen Volksparteien propagiert wird. D. h., jede Leistung erfordert eine Gegenleistung. Wo bleibt dann die Solidarität mit den Schwächeren?

  9. Bei allem Bestreben nach ordentlicher Finanzierung der Behindertenhilfe sollte beachtet werden, daß die Gesellschaft nicht überfordert wird. Dies könnte die bestehende Solidarität in der Gesellschaft gefährden.

  10. Die Meßzahlen für die Betreuerschlüssel und deren Qualifikationen müssen sich auch weiterhin nicht nur nach den Zahlen der Menschen mit Behinderung richten, sondern besonders auch nach den Schweregraden der Behinderungen dieser Personen und damit ganz besonders nach deren Bedürfnissen und Möglichkeiten.

  11. Der Wert der Arbeit an sich ist etwas Besonderes. Ein Gefühl zu bekommen, etwas erreicht zu haben, etwas zu können, ist auch ein Lohn und nicht immer mit Geld aufzuwiegen.

  12. Letzteres wird ja sowieso nur nivelliert an uns weitergegeben, einschließlich etwaiger Sonderzahlungen zu Weihnachten etc. Bei Wohnheimbewohnern ist durch direkte Abführungen an die Heimkostenträger das verdiente Geld nur noch "vernebelt" erkennbar, übrigens auch bei der Grundsicherung, so daß es als Motivationsmittel nicht mehr brauchbar ist.

  13. Zum Realitätsbezug gehört auch die Einsicht, daß die Werkstätten bei schlechter Wirtschaftslage Auftrags- und Preisprobleme haben können, mit möglichen Auswirkungen auf die Entgeltauszahlungen.

  14. Unrealistisch ist es, die Möglichkeiten der Bezahlung in der Werkstatt mit dem ersten Arbeitsmarkt zu vergleichen oder gar die Tätigkeit vieler der bisherigen Werkstattbeschäftigten auf dem ersten Arbeitsmarkt als erstrebenswert anzusehen.

  15. Zu wissen, daß wir einmal eine Rente gezahlt bekommen, das ist schon eine wichtige Errungenschaft.

  16. Viele unserer Werkstätten befinden sich mit allen Kräften in Qualitäts- und Leistungsbeschreibungen. Manchmal werden hier Beschreibungen vorgenommen, obwohl nicht eindeutig klar ist, wohin wir wollen. Oder reicht es zu wissen, wie wir uns besser organisieren können?

  17. Dienst-Leister (gemeint ist die Werkstatt für behinderte Menschen), das riecht nach Funktionalisierung mit dem Beigeschmack nach mehr oder zuviel Verwaltung und Papier sowie viel personeller Zeit, die hierfür erforderlich wird.

  18. Unsere Interessenvertretungen, d. h. die Werkstatträte, sollten einerseits selbstsicherer auftreten und andererseits auch stärker einbezogen werden.

  19. Werkstattbeschäftigung sollte zu Zufriedenheit der Beschäftigten führen, d. h. die Arbeit muß Spaß machen und die Atmosphäre stimmen.

  20. Die Werkstatt für behinderte Menschen als "Dienst-Leister" darf nicht nur in Richtung der beschäftigten Menschen mit Behinderung gesehen werden, sondern auch als Auftragnehmer für Aufträge und Dienstleistungen an Kunden der Werkstätten.
Werner Heer, Coesfeld, 5. Januar 2004


<< Zurück Seite drucken Diesen Artikel per Email versenden