Dass dem nationalsozialistischen Terror auch 200.000 Menschen mit Behinderungen zum Opfer fielen, diese Tatsache ist im öffentlichen Bewusstsein bis heute wenig präsent. Aus diesem Grund und zum Gedenken an die Opfer lädt das Aktionsbündnis „T4-Opfer“ am 2. und 3. September zu Gedenkveranstaltungen nach Berlin ein. Jährlich am ersten Samstag im September wird in der Tiergartenstraße 4 der Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen an Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen, der Opfer von Patientenmord und Zwangssterilisation, gedacht.
Am 3. September ab 14 Uhr wird der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte, Dr. Christoph Hanke, an der Tiergartenstraße 4 sprechen. Hier war während der NS-Zeit die Bürozentrale stationiert, aus der die systematische Ermordung von behinderten und kranken Menschen organisiert wurde. Die Abkürzung der Adresse „T4“ wurde zum Tarnnamen für das geheim durchgeführte Mordprogramm an unschuldigen Menschen mit psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen.
Sie wurden in den Jahren zwischen 1939 und 1945 verfolgt und in den Gaskammern von Grafeneck, Brandenburg, Hartheim, Pirna, Bernburg und Hadamar getötet. Bereits im Jahre 1933 zeichnete sich mit der Verabschiedung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuches“ eine grauenvolle Entwicklung ab, die in der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ im Rahmen der nationalsozialistischen Ideologie ihren menschenverachtenden Höhepunkt fand.
Eine ganze Generation von Menschen mit Behinderung wurde ausgelöscht. Weitere Informationen zu den geplanten Gedenkveranstaltungen finden Sie auf der Seite http://gedenkort-t4.eu/
"Gedenken und Mahnen" - ein Bildungsprojektes für Menschen mit Behinderung
Die Barmherzigen Brüdern Straubing haben sich 2010 der Aufgabe gestellt, mit und für Menschen mit geistiger Behinderung Bildung zum Themenkreis der „Euthanasie“ zu erarbeiten. Konkret wurde in den Materialien der systematische Massenmord an psychisch kranken und geistig behinderten Menschen der "T4" genannten Aktion aufgearbeitet.
Das Bildungskonzept „Gedenken und Mahnen“ vermittelt ein umfassendes Wissen und arbeitet das Geschehene in einfacher Sprache einfühlsam auf, um Menschen mit geistiger Behinderung das schwierige Thema zu erschließen. Darüber hinaus bietet es den Kursteilnehmerinnen und Teilnehmern vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten, das Erlernte zu verarbeiten.
Der erste Kurs 2009 war eingebettet in einen Prozess, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung ein Mahnmal für die Ermordeten der Einrichtung Straubing gestalteten.