Erfurt (dpa). Dass Sozialeinrichtungen nur Geld kosten, ist ein oft gehörtes Argument. Aber sie kurbeln auch die Wirtschaft an - wie eine Studie im Auftrag der Thüringer Landesregierung belegt. Rund zwei Milliarden Euro erwirtschaftet die Sozialwirtschaftsbranche pro Jahr in Thüringen. Das sind 4,7 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung im Freistaat, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten „Sozialwirtschaftsbericht Thüringen“ hervorgeht.
Kindergärten, Pflegeheime, Beratungsstellen und Einrichtungen für behinderte Menschen sind einer Studie zufolge in Thüringen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Mit 46.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gehöre die Sozialbranche zu den größten Arbeitgebern im Freistaat, teilten Sozial- und Wirtschaftsministerium am 23. November 2011 mit. Wie Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski bei der Vorstellung des ersten Thüringer Sozialwirtschaftsberichts sagte, flossen allein im vergangenen Jahr drei Viertel aller in diesem Bereich eingesetzten öffentlichen Gelder in Aufträge für andere Unternehmen oder in die öffentlichen Haushalte - zum Beispiel über Lohnsteuern.
Dies widerlege das Vorurteil, wonach der Sozialbereich eher ein Kostenfaktor sei, sagte Staschewski. Gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen seien Pflegeheime und andere Sozialeinrichtungen wichtige Arbeitgeber. "Das sind Arbeitsplätze, die sich nicht so einfach aus der Region verlegen lassen.
Als größter Wachstumsmarkt innerhalb der Sozialwirtschaft gilt die Altenpflege. Allein in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten arbeiten derzeit rund 22.000 Menschen - doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. In der gesamten Sozialbranche in Thüringen erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten um 15 Prozent, bilanzieren die Autoren der Studie, die Soziologen Anja Hänel und Martin Ehrlich von der Universität Jena.
Für den Sozialwirtschaftsbericht haben die Wissenschaftler Daten unter anderem der Arbeitsagentur und des Landesamtes für Statistik ausgewertet und zudem die Leiter von rund 260 sozialen Einrichtungen oder deren Trägern im Freistaat befragt. Die Studie soll in den ersten Demografiebericht des Landes einfließen, der derzeit erarbeitet wird. Den kompletten Bericht finden Sie hier .