Diesen Artikel an Freunde versenden
Email des Empfängers:
Email des Senders:
Name des Senders:

Braunschweiger Gespräche: Werkstätten setzen Standards in der Beruflichen Bildung
„Gemeinsame Standards für die Berufliche Bildung in Werkstätten - Wir machen uns auf den Weg“, lautete der Tenor der Braunschweiger Gespräche am 12. und 13. Dezember 2011. Alle zwei Jahre lädt die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) ihre Mitglieder zu dieser Fachtagung mit dem Schwerpunkt Bildung ein.

Viele Teilnehmer waren fachlich „gut gerüstet“ mit ihren konzeptionellen Entwicklungen und Bildungsplänen aus den Einrichtungen nach Braunschweig angereist. Dies ermöglichte eine hoch spannende und praxisorientierte Auseinandersetzung um die Frage, wie „Gemeinsame Standards in der Beruflichen Bildung“ entwickelt werden können.
Am ersten Tag stand bei vielen Teilnehmern noch ein kleines Fragezeichen hinter dem Tagungsthema. Am Ende des zweitägigen Austausches war dieses zumeist einem Ausrufezeichen gewichen. „Wir machen schon ganz viel, wir haben es nur bislang nicht aufgeschrieben und dargestellt“, formulierte eine Arbeitsgruppe ihr Resümee zum Tagungsende.

Ein zentraler Impulsgeber für die Entwicklung der beruflichen Bildung in Werkstätten war die Einführung des Fachkonzeptes 2010, skizzierte BAG WfbM-Vorstandsmitglied Vera Neugebauer die Ausgangslage in ihrer Eröffnungsrede. Damit wurde ein Scharnier geschaffen zwischen beruflicher Bildung in Werkstätten und dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Allerdings ist es den Trägern bis dato nicht bundesweit einheitlich gelungen, unsere Bildungserfolge transparent und für Außenstehende begreifbar zu machen.

Um diesen Vermittlungsprozess zu gestalten, ist es notwendig, dass die durch das Fachkonzept geschaffene Verbindung zum Berufsbildungsgesetz fachlich unterlegt wird und eine klare Ausrichtung der beruflichen Bildung in Werkstätten an anerkannte Ausbildungsberufe erfolgt, formulierte BAG WfbM-Bildungsreferent Andreas Laumann-Rojer eine zentrale These dieser Veranstaltung.

Ein Ziel der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist, die Berufsausbildung für alle Menschen zu ermöglichen. Werkstätten machen sich auf den Weg, diesem Ziel gerecht zu werden. Dass auf dem Weg dorthin viele Hürden überwunden werden müssen, machte die einführende Podiumsdiskussion u.a. mit Fragen zur Ausbildungssituation von Menschen mit Behinderungen und den derzeitigen arbeitsmarktpolitischen Entwicklungen deutlich.

Die Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Gewerkschaft, Kammern, Wirtschaft, dem BiBB, der Bundesvereinigung der Werkstatträte und der BAG WfbM hat den Gesprächscharakter der diesjährigen Veranstaltung deutlich in den Vordergrund gestellt. Über eine „Kartenabfrage“ konnten die Teilnehmer sich in die Diskussion einbringen. Weitere Impulsreferate ermöglichten einen Blick über den berühmten Tellerrand der bundesdeutschen Bildungspolitik und gaben Einblick in konkrete Projekte einzelner Träger.
Das Herzstück der diesjährigen Tagung bildeten fünf Arbeitsgruppen, die an beiden Tagen die angestoßene Diskussion fortsetzten.
Jede Arbeitsgruppe wurde mit einem Muster für einen Ausbildungsrahmenplan ausgestattet. In den fünf Gewerken Hauswirtschaft, Metallverarbeitung, Lager/Logistik, die Qualifikationen als Alltagsbetreuer sowie als Kaufmann/Kauffrau (Bürokommunikation), wurde beispielhaft erarbeitet, wie aus den Anforderungen des bundesweit anerkannten Ausbildungsplans konkrete Tätigkeiten aus dem Werkstattalltag binnendifferenziert zugeordnet werden können.
Ziel der Workshops war, dass die Teilnehmer im Detail ein Instrumentarium kennenlernten und prüften, ob dieses geeignet ist, bundesweit einheitliche Bildungsrahmenpläne für Werkstätten zu erstellen.
Als Ergebnis ist festzuhalten, dass das System und das Grundprinzip weitgehend auf Akzeptanz gestoßen ist. Da es in einzelnen Bundesländern und Einrichtungen aber auch schon weit vorangeschrittene vergleichbare Systeme gibt, besteht die Aufgabe darin, diese zusammenzuführen.
Hieran werden die Arbeitsgruppen bis zum Werkstätten:Tag in Freiburg vom 26.09. -28.09.2012 weiterarbeiten und der Fachöffentlichkeit die Ergebnisse vorstellen. Im darauffolgenden Schritt wird die BAG WfbM auf die Bundesagentur für Arbeit und den bereits in Braunschweig vertretenden Mitgliedern des Ausschusses Fragen behinderter Menschen beim BIBB zugehen.

Im Vorfeld der Veranstaltung gab es rund 350 Anmeldungen. Schon eine Woche nach Ankündigung der Veranstaltung waren die 120 Teilnehmerplätze vergeben. Aufgrund des nachhaltig hohen Interesses, sind alle Vorträge sowie die beispielhaften Ausbildungsrahmenpläne im Downloadbereich der BAG WfbM Internetseite hinterlegt. Weitere Ergebnisse werden in den nächsten Ausgaben des „Werkstatt:Dialog“ veröffentlicht.


<< Zurück Seite drucken Diesen Artikel per Email versenden