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Neue Behindertenbeauftragte Verena Bentele tritt Amt an
Nahles überreicht Bentele die Ernennungsurkunde zur Amtseinführung als Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen
© BMAS
„Ich freue mich sehr auf die Herausforderungen, die das neue Amt mit sich bringt. Jetzt gilt es, die Etappenziele der nächsten Jahre zu definieren und diese mit Leben zu füllen“, sagte Bentele zum Amtsantritt. Die ehemalige Biathletin und zwölffache Goldmedaillengewinnerin der Paralympics möchte den Dialog zwischen der Regierung, Betroffenen und allen anderen Beteiligten fördern und die Barrieren im Kopf durch gegenseitiges Verstehen beseitigen. „Inklusion heißt für mich, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam eine Gesellschaft gestalten, in der jeder seinen Platz hat und gefördert wird. An dieser Gestaltung möchte ich in den nächsten Jahren mit meiner Erfahrung als blinde Frau beitragen“, so Bentele.
In der Pressemeldung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) äußerte sich Nahles überzeugt zur Amtseinführung: „Von nun an macht eine Frau mit einer Behinderung auf diesem Posten Politik für Menschen mit Behinderungen. Das ist neu – und ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinschaftlich viele Verbesserungen im Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen erreichen können.“ Bentele, von Geburt an blind, ist seit dreißig Jahren die erste Beauftragte, die selbst eine Behinderung hat.
Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM), zieht den Hut vor Benteles sportlichen Leistungen. Er ist davon überzeugt, dass sie auch in der politischen Interessenvertretung ihre Ziele genauso geradlinig verfolgen wird. „Frau Bentele ist für mich das beste Beispiel dafür, dass man durch Sport nicht nur seine eigenen Leistungsgrenzen, sondern auch gesellschaftliche Grenzen überwinden kann. Diese Erfahrung machen wir jedes Jahr bei der Deutschen Fußball-Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen . Auf dem Spielfeld entdecken Menschen Gemeinsamkeiten, die über den Sport hinausgehen“, betont Berg. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Frau Bentele und wünschen ihr alles Gute zum Amtsantritt,“ gratuliert der BAG WfbM-Vorstandsvorsitzende.
Auf die Frage der Nachrichtenagentur dpa, ob sie ihre Behinderung als Vor- oder Nachteil sehe, antwortete die 31-Jährige: „Ich denke für meine Aufgabe ist meine Behinderung eher ein Vorteil. Ich bringe eine hohe Sensibilität für die Belange von Behinderten mit, weil sie mich selbst betreffen. Diese Erfahrung und Authentizität ist sicher für mein Amt gut. Für manche Aufgaben in der täglichen Arbeit brauche ich natürlich eine Assistenz, die mich unterstützt. Dann bekomme ich das alles gut hin.“
Die Behindertenbeauftragte wird vom Bundeskabinett jeweils für die Dauer einer Legislaturperiode bestellt. Nach § 15 Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) hat die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen die Aufgabe, darauf hinzuwirken, dass die Verantwortung des Bundes, für gleichwertige Lebensbedingungen für Menschen mit und ohne Behinderungen zu sorgen, in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens erfüllt wird.
Innerhalb der Bundesregierung nimmt die Beauftragte Einfluss auf politische Entscheidungen und begleitet aktiv die Gesetzgebung. Zur Wahrnehmung dieser Aufgabe beteiligen die Bundesministerien die Beauftragte bei allen Gesetzes-, Verordnungs- und sonstigen wichtigen Vorhaben, soweit sie Fragen der Integration von behinderten Menschen behandeln oder berühren. Im Falle negativer Folgen des geltenden Rechts setzt sie sich für Änderungen ein und wirkt bei neuen Vorhaben auf die Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen hin.