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Ausstellung zu Kranken und Menschen mit Behinderung im NS-Staat
Im Anschluss an die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am Montag, 27. Januar 2014, eröffnet Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (SPD) die Ausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus.“ Sie wird unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck um 15.30 Uhr im Paul-Löbe-Haus in Berlin eröffnet. Zu sehen ist sie von Dienstag, 28. Januar, bis Freitag, 28. Februar.

Exemplarische Biografien
Zu Gast bei der Ausstellungseröffnung sind der Projektleiter Prof. Dr. Dr. Frank Schneider aus Aachen von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie Sigrid Falkenstein aus Berlin, die Nichte von Anna Lehnkering, eines Opfers der NS-Euthanasie. Professor Schneider hat die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Uwe Neumärker und Dr. Ulrich Baumann von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowie Prof. Dr. Andreas Nachama und Britta Scherer von der Stiftung Topographie des Terrors entwickelt.

Die Wanderausstellung rückt jene Opfer ins Zentrum, die lange am Rande des öffentlichen Interesses und Gedenkens standen. Exemplarische Biografien ziehen sich durch die Ausstellung: In den Akten der Opfer werden die vielen verschiedenen Akteure fassbar, die an den Verbrechen beteiligt waren. Ihren Blicken auf Patienten werden deren persönliche Äußerungen gegenübergestellt.

Zwangssterilisationen und Morde
Die Zeit des Nationalsozialismus gehört auch in der Geschichte der Psychiatrie zu den dunkelsten Kapiteln. Bis zu 400 000 Menschen wurden von 1933 bis 1945 zwangssterilisiert, etwa 300 000 wurden ermordet. Bei der Selektion der Patienten wurde der vermeintliche „Wert“ des Menschen zum leitenden Gesichtspunkt. Ärzte, Pflegende und Funktionäre urteilten nach Kriterien wie „Heilbarkeit“, „Bildungsfähigkeit" oder „Arbeitsfähigkeit“ über die ihnen Anvertrauten. Die Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung auffälliger, störender und kranker Menschen fand dabei innerhalb des damaligen Anstalts- und Krankenhauswesens statt.

Die Ausstellung orientiert sich an der Frage nach dem Wert des Menschen und beschäftigt sich mit den gedanklichen und institutionellen Voraussetzungen der Morde. Sie dokumentiert das Geschehen von der Ausgrenzung über die Zwangssterilisationen bis zur Massenvernichtung, beschäftigt sich mit Opfern, Tätern, Tatbeteiligten und Opponenten und fragt schließlich, inwiefern von 1945 bis heute eine Auseinandersetzung mit den Ereignissen stattgefunden hat.

Besichtigung nach vorheriger Anmeldung
Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung zahlreiche Stimmen, die das damalige Geschehen aus heutiger Sicht reflektieren und sich der Frage stellen, welche Bedeutung es für sie persönlich hat. Zu Wort kommen beispielsweise Ärzte, Politiker, Vertreter von Selbsthilfeverbänden, Patienten, Angehörige von Opfern, Pflegepersonal und Vertreter der Gesundheitsverwaltung.

Möglich wurde die Ausstellung durch eine Spendenaktion zahlreicher medizinischer Verbände, insbesondere der Bundesärztekammer, die die DGPPN initiierte (weitere Informationen unter: www.dgppn.de/ausstellung externer Link). Die Ausstellung kann nach vorheriger Anmeldung montags von 9 bis 15 Uhr, dienstags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr besichtigt werden. Anmelden kann man sich telefonisch unter der Rufnummer 030/227-38883 oder per E-Mail unter: info-ausstellungen-plh@bundestag.de.


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