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Oberschwaben ist bunt – für Toleranz und gegen Rechts: Kultur- und Musikfestival in Ravensburg
Am Samstag, dem 1. Februar 2014, findet in der Oberschwabenhalle in Ravensburg das Kultur- und Musikfestival „Oberschwaben ist bunt – für Toleranz und gegen Rechts“ statt. Das Festival soll anlässlich des Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ein Zeichen gegen die systematische Vernichtung und gegen die Missachtung der Menschenwürde setzen.

Jennifer Rostock und viele andere namhafte Künstler treten auf. Dadurch sollen besonders junge Menschen für dieses Thema sensibilisiert werden. Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments hat die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen. Das Festival ist der Höhepunkt einer Reihe von Ravensburger Gedenkveranstaltungen, die bereits am 13. Januar 2014 startete. Veranstalter des Musikevents am Samstag ist der gemeinnützige Verein Nätwörk Süd e. V., der u. a. vom Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) und der Stadt Ravensburg unterstützt wird. Dem Verein gehören Menschen – mit und ohne Behinderungen – an, die in den Weißenauer Werkstätten des ZfP tätig sind. Die Mitglieder treffen sich wöchentlich und setzen sich ehrenamtlich für Toleranz unter den Menschen verschiedener Kulturen und Nationen ein.

Digitale Menschenkette
Zum Festival „Oberschwaben ist bunt“ externer Link riefen die Ehrenämtler bereits 2013 eine Aktion ins Leben. Eine Menschenkette, deren Teilnehmer/-innen sich bewusst gegen Ausgrenzung positionieren, war das Ziel der Aktion. Angestrebt war eine Kette aus ca. 5 000 Menschen. Das Besondere daran: Es sollte eine digitale Menschenkette werden, da digitale Medien vorzugsweise von Jugendlichen und jungen Erwachsenen genutzt werden. Natürlich durfte sich jeder beteiligen und ein Bild von sich oder einer Gruppe unter http://galerie.oberschwabenistbunt.de externer Link hochladen. Die dort zu sehenden Fotos bilden die digitale Menschenkette, die während des Festivals am 1. Februar auf einer Großbildleinwand in einer Endlosschleife laufen wird.

Gedenken und aufmerksam machen
Der Verein Nätwörk Süd ruft nicht nur zur Toleranz auf, er wirkt auch dem Vergessen der Gräueltaten im Dritten Reich sowie dem Wiederaufflammen von rechtem Gedankengut entgegen. 691 Patienten der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Weißenau – so hieß das ZfP bis 1953 – fielen der nationalsozialistischen Rassenideologie zum Opfer. Sie wurden in den Jahren 1940/41 im Zuge der organisierten Euthanasie-Aktion „T4“ in Grafeneck vergast. Allein in diesen beiden Jahren wurden insgesamt mehr als 70 000 Menschen als „lebensunwert“ deklariert und in den eigens dafür eingerichteten Tötungsanstalten vernichtet. Die Inklusion und Entstigmatisierung von Menschen mit Behinderungen nimmt daher einen wichtigen Platz auf der Agenda des Vereins ein.

Er engagiert sich auch dafür, dass der 27. Januar noch deutlicher in das gesellschaftliche Bewusstsein dringt. Deshalb fordert er, diesen zu einem offiziellen Feiertag zu erklären. 1996 wurde der Gedenktag von Roman Herzog eingeführt. Die Wahl des Datums geht zurück auf den Tag, an dem im Jahr 1945 das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von Soldaten der Roten Armee befreit wurde.

Graue Busse im bunten Oberschwaben
Dass es überhaupt einen Verein wie Nätwörk Süd gibt, liegt sicherlich auch an der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit dem Thema des Nationalsozialismus in Ravensburg. Das ZfP zeigte bereits mit dem „Denkmal der Grauen Busse“ externer Link, dass die Aufarbeitung der eigenen Geschichte nicht still steht und stetig voran geht. 2006 hatte es zusammen mit der Stadt Ravensburg das Denkmal errichtet, welches in der Einfahrt der Weißenauer Werkstätten steht. Das Mahnmal ist den Transportfahrtzeugen der sogenannten „Gemeinnützigen Krankentransport GmbH“ (Gekrat) nachempfunden, mit denen Menschen mit Behinderungen in die Tötungsanstalten deportiert wurden. Geschaffen wurde es von den Künstlern Horst Hoheisel und Andreas Knitz im Rahmen eines Wettbewerbs.

Das ZfP Südwürttemberg bietet in der Region zwischen Stuttgart und dem Bodensee ein flächendeckendes Hilfesystem für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. In der Krankenhauslandschaft nimmt der Verbund eine Sonderstellung ein, da er nicht nur für die Krankenhausbehandlung zuständig ist, sondern auch für die Bereiche Pflege und Wohnen, Arbeit und Rehabilitation sowie für die Behandlung von Suchterkrankungen und den Maßregelvollzug.

Die Weißenauer Werkstätten sind Teil der beruflichen Rehabilitation von Menschen mit psychischen Behinderungen. Die vielfältigen Behandlungs- und Betreuungsangebote sind individuell an die jeweiligen Fähigkeiten der psychisch erkrankten Menschen angepasst. Das Trainings- und Arbeitsangebot ermöglicht ca. 550 Beschäftigten die Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft.


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