Europa 08.04.14
Auslandserfahrungen im Hotelgewerbe
Gruppenfoto der Teilnehmer des Austausches
© Europa-Akademie
„Danke, dass ich mitfahren durfte. Gern wäre ich noch länger im Hotel Masatsch geblieben“, sagt die 20-jährige Jessica Wieditz. André Windel meint: „Wenn nochmal so eine Reise gemacht wird, möchte ich wieder mitfahren.“ Vier Lernende der Werraland Werkstätten aus Eschwege haben im Integrationshotel Masatsch in Kaltern/Südtirol (Italien) drei Wochen gearbeitet und in dieser Zeit auch dort gewohnt. Das Hotel wird von der Lebenshilfe Südtirol betrieben. Das Praktikum war Teil des EU-Projektes „Erweiterung der Qualifizierungsmaßnahme für Menschen mit Behinderung im Hotel- und Gastronomiegewerbe“. Dieses Projekt wurde gemeinsam von den Werraland Werkstätten und der Lebenshilfe Südtirol durchgeführt. Bei den Werraland Werkstätten nahmen die Menschen mit Unterstützungsbedarf an einer beruflichen Qualifizierungsmaßnahme im Bereich Gastronomie und Service teil.

Kartoffeln schälen, Bier zapfen und Staubsaugen

Der Vorbereitungskurs wurde zusammen mit der Volkshochschule Eschwege angeboten. Die Lernenden erfuhren, wie der Hotelgast im Ausland begrüßt wird, wer die Ansprechpartner im Hotel sind, und wie in dem südeuropäischen Land mit dem Thema Behinderung umgegangen wird. In Italien waren die deutschen Werkstattbeschäftigten während ihres Besuchs dann in den Bereichen Service, Küche, Housekeeping und Rezeption tätig. Zu ihren Aufgaben zählte das Servieren von Getränken, die Zubereitung von Speisen, das Reinigen der Hotelzimmer und die Erstellung von Menükarten. Bei der Arbeit wurden sie von ihren Mentoren, allesamt Mitarbeiter des Hotels Masatsch, angeleitet und unterstützt. Die Reisebegleitung übernahmen zwei Fachkräfte der Werraland Werkstätten.

Durch regelmäßige Gespräche und Leistungsbewertungen wurde die gleichbleibende Qualität des Praktikums beziehungsweise die Ermittlung der Kompetenzzuwächse sichergestellt. Neben der Arbeit gab es für die deutschen Praktikanten ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm. Dazu gehörten ein Vortrag in „Leichter Sprache“ über die Autonomie Südtirols, eine Stadtbesichtigung in Kaltern, Schwimmbadbesuche sowie eine Weinverkostung.

Nach ihrer Rückkehr hatten die Lernenden dann im Rahmen der „Tiroler Woche“ im Hotel KOCHSBERG (betrieben von der Werraland-Beschäftigungsgesellschaft) die Gelegenheit, ihr neu erworbenes Wissen im Heimatbetrieb anzuwenden. Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung wurden die Projektergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.

Inklusion mit Projekten umsetzen

Die Europa-Akademie, Institut für Teilhabe und Inklusion, organisierte das Projekt. Dazu gehörte neben der Reise auch die ausführliche Vor- und Nachbereitung sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Im Beirat des Fortbildungsinstituts der Werraland Werkstätten sind verschiedene Einrichtungen der Eingliederungshilfe in Europa vertreten, darunter auch die Lebenshilfe Südtirol. Ziel der Akademie ist es, das Netzwerk aus Einrichtungen der Eingliederungshilfe in Europa zu stärken und weiter auszubauen.

Die Europa-Akademie sorgt durch Fortbildungen und Projekte wie dieses dafür, dass Menschen mit Behinderungen ihr Selbstbewusstsein steigern können. Inklusion kann sich so entwickeln. „Wir freuen uns, dass das erste gemeinsame Projekt so gut verlaufen ist. Es ist schön zu sehen, dass die Teilnehmer hinsichtlich ihres Selbstbewusstseins so von dem Auslandsaufenthalt profitiert haben. Mit der Förderung dieses Vorhabens hat sich das EU-Programm für Lebenslanges Lernen ‚Leonardo Da Vinci‘ klar zur Inklusion bekannt“, meint Martin Hofmockel, Diplom-Psychologe und Leiter der Europa-Akademie. Möglichst bald schon soll der Gegenbesuch erfolgen. Dann werden Mitarbeiter des Hotels Masatsch im Hotel KOCHSBERG mitarbeiten. Die Europa-Akademie will darüber hinaus noch weitere EU-Projekte im Bereich der beruflichen Bildung und darüber hinaus durchführen; gerne auch in Kooperation mit externen Interessierten und europäischen Organisationen der Eingliederungshilfe, so Hofmockel.

Alle wissenswerten Informationen zur Europa-Akademie finden sich unter www.europa-akademie.info externer Link.

von Lars Lippenmeier, Projektkoordinator, Europa-Akademie, Institut für Teilhabe und Inklusion



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