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Sehenswert: Kinofilm „Gabrielle – (k)eine normale Liebe“ zeigt Leben mit „Williams-Beuren-Syndrom“
Das Williams-Beuren-Syndrom (WBS) ist selten und bleibt oft unentdeckt. Behinderungen in unterschiedlicher Ausprägung und Schwere sind die Folge. In Deutschland ist am 24. April 2014 ein Kinofilm angelaufen – Gabrielle – (k)eine normale Liebe. Die Hauptdarstellerin Gabrielle Marion-Rivard hat das Williams-Beuren-Syndrom.

Die Regisseurin Louise Archambault erzählt in der kanadischen Filmproduktion eine Liebesgeschichte, die vielfach immer noch mit einem Tabu belegt ist. Die Liebe und Sexualität zwischen Menschen mit Behinderung. „Ich wollte über das Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie von geistig behinderten Menschen reden, deren Alltag im Wesentlichen von ihren Familien und Betreuern bestimmt wird“, sagt Archambault.

Der Film zeigt den Alltag von Gabrielle: Sie lebt zusammen mit anderen Menschen mit Behinderungen in einem Haus mit betreutem Wohnen. Tagsüber arbeitet sie in einem Büro, in dem Sie den Büroservice und die Aktenvernichtung übernimmt. Der Film zeigt ihre Stärken und Schwächen. Ihr Ziel ist es, selbstständig zu leben wie ihre Schwester. Dabei kommt Gabrielle immer wieder an ihre Grenzen – auch in lebensbedrohliche Situationen. Der Film zeigt aber auch ihre Stärken. Gabrielle ist herausragend musikalisch und hat das absolute Gehör.

Am Anfang war Musik
Der Film ist auch ein Musikfilm. Gabrielle und Martin verbindet ihre Leidenschaft zur Musik. Beide singen im Chor von „Les Muses“ in einem Musikzentrum für Menschen mit Behinderung. Sie proben für ein Chorfestival, wo der Chor von „Les Muses“ mit dem bekannten Chansonsänger Robert Charlebois (der sich selbst spielt) gemeinsam auf der Bühne stehen soll.

„Musik – ganz besonders das Singen im Chor – hat die großartige Eigenschaft die Leute miteinander zu verbinden. Sie ist universell und spricht uns in unserem Innersten an. Ich hoffe, dass man davon etwas in diesem Film spürt“, so Archambault.

Die Hauptdarstellerin Gabrielle Marion-Rivard (Gabrielle)
Die Hauptdarstellerin Gabrielle Marion-Rivard wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf. Sie besuchte schon als Kind zahlreiche Konzerte, Opern und Ballettvorführungen und hatte selbst Unterricht in Gesang, Klavier und Ballett. 2006 wurde sie außerdem Mitglied der Theatergruppe für Menschen mit geistiger Behinderung „Les Démasqués“. Seit 2007 ist Gabrielle bei dem Zentrum für darstellende Künste für Menschen „Les Muses“, das im Film gezeigt wird. Sie trat bereits als Sängerin, bei einer Poetic Intervention und als Theaterschauspielerin auf und war bei der „Biennale de gigue contemporaine“ als Tänzerin in der Show „Dans ta tête“ des Choreografen Maïgwenn Desbois dabei, mit dem sie danach weiter zusammenarbeitete. Die Rolle der Gabrielle im gleichnamigen Film ist ihre erste Arbeit vor der Kamera.

Über das Centre d’art de la scène Les Muses
1997 wurde das Zentrum „Les Muses“ gegründet. „Les Muses“ externer Link ist eine einzigartige Institution, die eine professionelle Ausbildung in Schauspiel, Gesang und Tanz für Menschen mit Behinderung anbietet. Jahr für Jahr findet das Zentrum neue Wege, um sich mit der Kunst- und Kulturszene Montreals zu vernetzen und seinen Schülern die Möglichkeit zu bieten, bei professionellen Produktionen mitzuwirken.

WBS in der Öffentlichkeit bekannt machen
„Der Film ist ganz wichtig für uns, um die Problematik in die Öffentlichkeit zu bringen“, sagt der Vorsitzende des WBS-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, Bernd Wein, im Interview mit der dpa. „Wenn man sich auskennt, kann auch die Förderung früh einsetzen, was empfehlenswert ist. Gerade gab es einen Fall, bei dem WBS bei einem Jungen erst mit 21 Jahren festgestellt wurde“, so Wein. Bei seinem Sohn wurde WBS schon früh diagnostiziert. Heute arbeitet er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Wie viele Menschen in Deutschland mit WBS leben, weiß niemand genau. Dem BWS-Bundesverband gehören rund 700 Mitglieder an. „Es gibt sehr viele unerkannte Fälle“, sagt Professor Rainer Pankau, Kinder- und Jugendarzt am Heidekreis-Klinikum Soltau/Walsrode der dpa. Für realistisch hält er die Schätzzahl von 1 zu 8 000 Geburten. Bei 674 000 Neugeborenen wären das jedes Jahr rund 84 neue Fälle. „Das ist aber nur ein Erwartungswert, diagnostiziert wird etwa die Hälfte.“ Viele Erwachsene wüssten nicht vom eigenen Krankheitsbild. Dank internationaler wissenschaftlicher Arbeiten werde das Syndrom aber allmählich bekannter.

Das Williams-Beuren-Syndrom
Beim Williams-Beuren-Syndrom ist ein Abschnitt auf dem Chromosom sieben verändert, was zu unterschiedlichen geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen führt. Ein selbstständiges Leben ist in aller Regel nicht möglich. Menschen mit WBS weisen ein charakteristisches Profil von Stärken und Schwächen auf. Die Stärken liegen vor allem im sozialen, sprachlichen und musikalischen Bereich. Benannt ist das Syndrom nach seinen Entdeckern aus den 1960er Jahren, den Kardiologen J. C. P. Williams und Alois J. Beuren. Weitere Informationen und Berichte über Menschen mit WBS sind vom Bundesverband Williams-Beuren-Syndrom e. V. zu erhalten unter http://www.w-b-s.de externer Link


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