Am Donnerstag, den 16. April 2015, brach ein Brand in einer der Werkstätten der Paritätischen Lebenshilfe Schaumburg-Weserbergland in Stadthagen aus. 350 Beschäftigte und 50 Mitarbeiter konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Verletzt hat sich Dank regelmäßiger Vorkehrungen dabei niemand.
Dass die Evakuierung des gesamten Geländes und aller Werkstätten so reibungslos verlief ist nicht selbstverständlich. Wir erinnern uns zurück an den folgenschweren Brand aus dem Jahr 2012 in der Caritas-Werkstatt Titisee-Neustadt. Dabei kamen 14 Menschen ums Leben: 13 Beschäftigte und eine Gruppenleiterin. Neun weitere Personen wurden schwer verletzt.
Auch wenn in diesem Fall aufgrund der sehr schnellen Brandentwicklung keine Möglichkeit der Rettung bestand, sind spätestens seit diesem traurigen Ereignis Brandprävention, Evakuierungsmaßnahmen und Brandschutzaufklärung in Werkstätten für behinderte Menschen ein Thema. Was also hat sich getan? Was tun Werkstätten um ihre Beschäftigten und Mitarbeiter zu schulen?
Die Werkstätten der Paritätischen Lebenshilfe Schaumburg-Weserbergland, die Werthmann-Werkstätten in Meggen sowie die Lebenshilfe Bielefeld setzen beispielsweise auf regelmäßige Übungen mit der lokalen Feuerwehr. Dabei können sich sowohl Beschäftigte als auch Feuerwehrleute kennen lernen und die Scheu voreinander verlieren. Beide Seiten lernen, was zu tun ist und wie man in einem Brandfall erfolgreich zusammenarbeiten muss.
Faktor Mensch
Einige Menschen mit Behinderung haben noch nie eine/-n Feuerwehrmann/-frau in Schutzkleidung und Helm gesehen. Die befremdliche Bekleidung und Ausrüstung kann gerade in einer sowieso ungewohnten und beängstigenden Situation bedrohlich wirken. Deshalb kann es helfen, wenn Beschäftigte die Gelegenheit haben, sich in einer sicheren Umgebung Feuerwehrleute sowie z. B. Schläuche, Armaturen und das Einsatzfahrzeug näher anzuschauen.
Feuerwehrleute, die nicht jeden Tag Kontakt zu Menschen mit Behinderungen haben, profitieren ebenfalls von den Übungstagen. Manche Menschen mit Behinderungen reagieren unerwartet in Stresssituationen. Sie wollen sich aus Angst möglicherweise nicht helfen lassen und rennen weg. Hier sind Gruppenleiter wichtige Ansprechpartner und Ratgeber.
Brandprävention = Aufklärung
Das ist das Motto des Vereins Mission Sicheres Zuhause . Er bietet in Zusammenarbeit mit den jeweils ansässigen Feuerwehren Brandschutztage an. Dabei lernen Feuerwehrleute, auf welche Bedürfnisse sie bei Menschen mit Behinderung eingehen müssen, und Menschen mit Behinderung erfahren, wie man einen Notruf absetzt, ein kleineres Feuer löscht, wie man anderen helfen kann und sich in Sicherheit bringt.
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. hat nun in der ersten Ausgabe ihrer Beilage der Lebenshilfe-Zeitung Tipps und Ansprechpartner zum Thema Erste Hilfe und Brandschutz in Leichter Sprache herausgebracht. Diese finden Sie unter lebenshilfe.de .