Arbeitswelt 30.06.16
Menschen mit erworbener Hirnschädigung: Vernetzung und bundesweite Standards
Bernd Feix, Geschäftsbereichsleiter Behindertenhilfe der Stiftung Scheuern (rechts), begrüßte neben den 80 Tagungsgästen auch Matthias Rösch, den Landesbeauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen Rheinland-Pfalz (links vorne).
© Stiftung Scheuern | Manuela Nörtershäuser
Die Stiftung Scheuern hat im Juni 2016 zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Werkstätten für Menschen mit erworbener Hirnschädigung (AG WfMeH) ein interessantes Programm für die 80 Teilnehmer der Tagung „Mittelpunkt Mensch – Chancen beruflicher Teilhabe“ zusammengestellt.

Matthias Rösch, Beauftragter für behinderte Menschen in Rheinland-Pfalz, und Thomas Umsonst, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz (LAG WfbM), hatten die politisch-gesellschaftlichen Voraussetzungen gelingender Inklusion auf dem Arbeitsmarkt im Blick. Bernd Feix, Geschäftsbereichsleiter Behindertenhilfe der Stiftung Scheuern, zeigte auf, wie passgenau die Eingliederungshilfe auf die Bedarfe des jeweiligen Menschen zugeschnitten sein muss, um größtmögliche Teilhabe in allen Lebensbereichen zu erreichen. Sie stimmten darin überein, dass es dazu einen langen Atem und politische wie finanzielle Unterstützung braucht. Denn bundesweit muss in allen Lebensbereichen für die Situation von Menschen mit erworbener Hirnschädigung sensibilisiert werden.

In ihren Jahresberichten stellten die beiden Regionalgruppensprecher der AG WfMeH, Hannes Müller und Thomas Snider, aktuelle Themen der Regionen Süd und Ost vor. Ferner wurde die neue Homepage, die unter www.wfmeh.de externer Link erreichbar ist, präsentiert. Bernd Feix wurde für die Region Südwest in die Sprecherriege berufen.

Experte plädiert für Ganzheitlichkeit

Neben anderen Experten sprach der Berliner Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Peter Frommelt auf der Tagung. Er erläuterte seinen Therapieansatz „Narrative Praxis“. Man müsse den Betroffenen in der Reha für sie sinnvolle Aufgaben stellen, sich an ihrer Lebenswelt orientieren, sich flexibel den Situationen anpassen und das soziale Umfeld stark mit einbinden. Das bedeute, sich mit der Selbsteinschätzung der Betroffenen, ihren Wünschen und auch mit Leben vor der Hirnschädigung auseinanderzusetzen. Zudem benötige es eine interdisziplinäre Vernetzung aller an einer Reha Beteiligten.

Qualifizierung von Fachkräften und Bildungsrahmenpläne

Im Workshop unter der Leitung von Stefan Strabelzi, Alexianer Werkstätten Köln, beschäftigten sich die Teilnehmer mit dem herausfordernden Verhalten von Menschen mit Hirnschäden im sogenannten Frontallappen, auch dysexekutives Syndrom genannt. Alle Teilnehmer waren sich darin einig, dass das Personal in den Werkstätten für den Umgang mit Menschen mit erworbener Hirnschädigung intensiv geschult werden muss.

Ein zweiter Workshop unter Leitung von Thomas Snider, Berliner Werkstätten, und Kristina Zöller, Stiftung Scheuern, beschäftigte sich mit dem Pro und Contra einer Anpassung von Bildungsrahmenplänen auf den Personenkreis von Menschen mit erworbener Hirnschädigung. Dieses Thema wurde kontrovers diskutiert und bleibt ein spannender Prozess, den es zur bedarfsorientierten Begleitung von Menschen mit erworbener Hirnschädigung auf Bundesebene weiterhin zu bearbeiten gilt.

Fazit
Die Tagung der AG WfMeH und der Stiftung Scheuern endete mit der Forderung nach stärkerer Vernetzung in der Begleitung von Menschen mit erworbener Hirnschädigung sowie dem Bekenntnis zu bundesweit übergreifenden Standards.


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