In der Braunschweiger Stadthalle kamen 200 Teilnehmer zusammen und diskutierten über die Weiterentwicklung von Beruflicher Bildung in Werkstätten.
© BAG WfbM | I. Grigoleit
„Mehr als ein Standard: Personenzentrierte Berufliche Bildung als Kernleistung der Werkstatt“ lautete der Titel der diesjährigen Veranstaltung der BAG WfbM, die alle zwei Jahre stattfindet. Dass es sich in vielerlei Hinsicht lohnt, in die Berufliche Bildung zu investieren, wurde auf der Veranstaltung deutlich.
In ihrem Impulsvortrag machte Andrea Stratmann, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BAG WfbM, deutlich, dass Berufliche Bildung nicht nur ein Sprungbrett auf den allgemeinen Arbeitsmarkt sein kann. Sie ist gleichzeitig Qualitätsmerkmal und Wirkungsmesser der Werkstattleistung. Gerade im Hinblick auf die im Bundesteilhabegesetz vorgesehenen anderen Leistungsanbieter spielt sie eine Schlüsselrolle. „Als Kernleistung der Werkstatt hat es die Berufliche Bildung verdient, dass wir uns darum kümmern“, so Stratmann.
Schlüsselthemen
An zwei Tagen wurden in jeweils fünf Arbeitsgruppen vielfältige Themen besprochen, darunter mögliche Umsetzungsstrategien für harmonisierte Bildungsrahmenpläne im Berufsbildungsbereich. Eng verbunden damit war das Thema der Anerkennung von Beruflicher Bildung im Berufsbildungsbereich und deren Abbildung in einer bundeseinheitlichen Zertifizierung. Daran anknüpfend beschäftigte sich eine weitere Arbeitsgruppe mit dem Prinzip des Lebenslangen Lernens und der damit verbundenen Weiterqualifizierung von Beschäftigten im Arbeitsbereich. Eine ebenso wichtige Rolle spielten die veränderten Anforderungen an das Fachpersonal im Hinblick auf die Aufgaben im Berufsbildungsbereich und darüber hinaus. Mit der Weiterentwicklung der Bildungsangebote im Kontext anderer Leistungsanbieter setzte sich eine fünfte Arbeitsgruppe auseinander.
Keine Inklusion ohne Personenzentrierung
Einen guten Denkanstoß gaben zwei Keynote-Speaker, die das Thema Inklusion aus der wissenschaftlichen Perspektive beleuchteten. Prof. Dr. Bernd Ahrbeck von der International Psychoanalytic University Berlin ging auf die vielthematisierte Inklusionsdebatte ein, die seit der Ratifizierung der Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) die Öffentlichkeit polarisiert. Am Beispiel der schulischen Inklusion stellte er dar, dass eine Personenzentrierung mit der Abschaffung von sogenannten Fördereinrichtungen für Menschen mit Behinderungen und einer Auflösung von personenbezogenen Behinderungskategorien zur Bedarfsfeststellung nicht möglich sei.
Kontinuum der Angebote
Ähnlich argumentierte Prof. Dr. Marion Felder von der Hochschule Koblenz im zweiten Keynote. Werfe man einen Blick in andere Länder, so Felder, stelle man fest, dass es keinem gelungen sei, auf sogenannte „Sondereinrichtungen“ oder andere separaten Settings zu verzichten. Weder die skandinavischen Länder, die USA noch Italien haben dies geschafft. Stattdessen plädierte sie nach dem US-Prinzip des „Least restrictive environment“ für ein Kontinuum an Angeboten, um auf die Diversität der Bedarfe reagieren zu können.
Es sei daher – übersetzt auf die Werkstätten – wünschenswert, mehr Kooperationen mit anderen Bildungsanbietern einzugehen und so die Durchlässigkeit zu erhöhen. „Transparenz, Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen über verschiedene Settings hinweg, sollte ermöglicht werden, um einen Wechsel von Settings zu ermöglichen“, forderte Prof. Dr. Felder.
Am zweiten Veranstaltungstag wurden die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zusammenfassend präsentiert. Im Anschluss bedankte sich Andrea Stratmann bei den Teilnehmern und Gästen. Die Braunschweiger Gespräche haben einen wertvollen Austausch gebracht, der zur Weiterentwicklung der Beruflichen Bildung in Werkstätten beitragen soll.