Das europäische Jahr für Menschen mit Behinderungen fordert auch die BAG WfbM dazu auf, Plattformen für Werkstatträte bzw. Werkstattbeschäftigte bereitzustellen, damit Werkstatträte in ihrer Funktion als Interessensvertretungen in den Werkstätten öffentlich darstellen können, welche Anliegen für die Gruppe der Werkstattbeschäftigten wichtig sind, um das Ziel des europäischen Protesttages, nämlich eine "Gleichstellung" in der Gesellschaft erreichen zu können. Im gemeinsamen Zusammenwirken von BAG WfbM, Landesarbeitsgemeinschaft Bayern, Werkstattträgern mit Werkstatträten aus vier Bundesländern wurde als Aktionsort für den 5. Mai das Gelände vor der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg ausgewählt. Denn ausgerechnet im europäischen Jahr für Menschen mit Behinderungen hatten sich neue Sorgen in den Werkstätten breit gemacht; so galt die Sorge der in Nürnberg mitwirkenden Beschäftigten finanziellen Kürzungen bei Ausbildung und Arbeit für behinderte Menschen, ganz besonders für die schwerbehinderten Menschen in der Werkstatt, denen erfahrungsgemäß zu über 90% kein Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt angeboten werden kann. Ein geeigneter Arbeitsplatz, der die Einschränkungen der individuellen Behinderung berücksichtigt, aber sei Bedingung für die Teilhabe am Arbeitsleben und in der Gesellschaft, erläuterten die Teilnehmer|innen der Aktion.
Was "Gleichstellung" für schwerbehinderte Menschen in Werkstätten bedeutet, wurde dann auch öffentlich auf Plakaten vor der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg präsentiert: "Wir fordern berufliche Bildung und Arbeitsplätze" / "Wir wollen nicht weg-gespart werden" / "Wir fordern eine ausreichende Ausbildungszeit" - und vor allem: "Wir fordern unsere Rechte ein!". Die Teilnehmer|innen ließen dann auch hunderte Luftballons mit entsprechenden Forderungskarten steigen und stellten sich in Presse- Rundfunk- und Fernsehinterviews den Fragen der Journalisten. Über Megaphon gab es immer wieder Erklärungen zur Frage, warum sind wir heute hier. So verlas Bruno Blocklinger, Vorsitzender der LAG Werkstatträte aus Hessen die Forderungen der Offenbacher Resolution vom März 2003; Christian Schadinger sprach stellvertretend für die Werkstattleitungen zu den Teilnehmer|innen und Ulrich Hiltl als Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Bayern war Mittelsmann für erste Informationen zum gleichzeitig stattfindenden Gespräch zwischen den Vertreter|innen der BA und der BAG WfbM.
Mit großem Jubel wurden dann die offiziellen Vertreter des Gespräches empfangen: Günter Mosen, als Vorsitzender der BAG WfbM, und Dieter Wagon, Geschäftsbereichsleitung und offizielle Vertretung der BA. Günter Mosen konnte dann auch den Teilnehmer|innen verkünden: "Wir nehmen positiv zur Kenntnis, daß uns die BA heute die Erfüllung aller individuellen Rechtsansprüche zugesagt hat". Und Dieter Wagon ergänzte als Vertreter der BA: "Für die Erfüllung der Rechtsansprüche hat die BA im Jahr 2003 gegenüber 2002 zusätzlich rund 206 Mio. Euro mehr eingestellt." Zugleich wurde bekannt gemacht, daß auch der Vorstandsvorsitzende Florian Gerster den Werkstätten schnellstmöglichst eine schriftliche Zusicherung zukommen lassen wird. Diese Zusagen trugen dazu bei, daß Ziele und Erwartungen der Teilnehmer|innen erfüllt werden konnten und es sich gelohnt hatte, geduldig in der frühsommerlichen Mittagssonne auszuharren, die alle Teilnehmer|innen an ihrem Aktionstag intensiv strahlend empfangen hatte. Weitere Informationen zu den Gesprächergebnissen im Beitrag "Europäischer Protesttag 5. Mai 2003" in der Rubrik BAG WfbM Politik.