Politik 30.11.18
Die nächsten Schritte optimistisch angehen
Über 80 Delegierte nahmen teil.
© BAG WfbM/ Jens Jeske
Anlässlich der 47. Delegiertenversammlung der BAG WfbM fanden sich über 80 Delegierte vom 29. bis 30. November in Berlin ein. An beiden Tagen führten der Vorstand und die Geschäftsstelle zusammen mit den Delegierten einen informationsreichen und intensiven innerverbandlichen Dialog. Gemeinsam wurden die Entwicklungen zur Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen im Jahr 2018 resümiert und anschließend ein Blick voraus auf das kommende Jahr getätigt.

Finanzierung von Werkstatträte Deutschland
Die Finanzierung des Bundesverbandes Werkstatträte Deutschland e. V. (WRD) hat die BAG WfbM in den letzten 12 Monaten intensiv beschäftigt. Gemäß des Beschlusses aus der Delegiertenversammlung im Jahr 2017 war die BAG WfbM äußerst bemüht die Erarbeitung eines Konzepts zur auskömmlichen Finanzierung der WRD sowie zu ihrer langfristigen Sicherung über das Jahr 2019 hinaus herbeizuführen. Trotz zahlreicher Gespräche mit allen Beteiligten konnte für das kommende Jahr bisher nur eine Übergangslösung geschaffen werden. Wie im Beschluss von 2017 zugesagt, wird die BAG WfbM die teilweise ausbleibende Finanzierung der Arbeit der WRD für das Jahr 2019 in erforderlicher Höhe sicherstellen.

Martin Kisseberth, stellvertretendes Vorstandsmitglied von WDR und Carola Veit, rechtliche Vertreterin der WRD, stellten den Delegierten den Wirtschaftsplan der WRD für das nächste Jahr vor. „2019 gibt die Chance den Wirtschaftsplan unter Beweis zu stellen und somit Transparenz für die folgenden Jahre zu schaffen. Die BAG WfbM wird die Werkstatträte auch weiterhin zielgerichtet in der Forderung nach einer langfristigen und auskömmlichen Finanzierung unterstützen“, so Andrea Stratmann, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BAG WfbM.

BTHG erfordert Zusammenarbeit
Besondere Bedeutung für die politische Interessenvertretung hatte im Jahr 2018 die Umsetzungsbegleitung des BTHG. Vor allem die wertvolle Zusammenarbeit der BAG WfbM mit den Landesarbeitsgemeinschaften hat zu einem wichtigen Informations- und Erfahrungsaustausch beigetragen. Diesen Prozess gilt es auch im kommenden Jahr weiterzuführen, um eine Erhaltung gleicher Lebensverhältnisse für Menschen mit Behinderungen in Deutschland sicherzustellen.

Anerkannter Gesprächspartner für Bildung
Einen wichtigen Schritt ist die BAG WfbM auch im Bereich der Beruflichen Bildung vorangekommen. Mit den harmonisierten Bildungsrahmenplänen und der begonnenen wissenschaftlichen Evaluation dieses Bildungsinstruments haben sich die Werkstätten als anerkannter Gesprächspartner in der Bildungspolitik positioniert. Auch in dieser Debatte will die BAG WfbM weiter aktiv bleiben.

47. Delegiertenversammlung in Berlin.
47. Delegiertenversammlung in Berlin.
© BAG WfbM/ Jens Jeske
Werkstatt im Wandel
Stark geprägt wurde die Legislaturperiode auch durch das im April veröffentlichte Vorstandspositionspapier „Werkstatt im Wandel“. Das Ideenpapier ist der Impulsgeber für die zukünftige Arbeit des Verbandes. Die positive Resonanz aus der Mitgliedschaft und von Externen ermutigt zur Weitergestaltung der Werkstattleistung der Zukunft.
Damit verbunden sind die Beschäftigung mit den Themen Digitalisierung und Arbeit 4.0. Dazu wird sich die BAG WfbM an dem bundesweiten Projekt „KI ASSIST“ zusammen mit dem Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) über Assistenzdienste und Künstliche Intelligenz für Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung in der beruflichen Rehabilitation beteiligen.

Optimistisch Veränderungen entgegen blicken
Ein zentrales Thema im nächsten Jahr wird auch die UN-BRK und die 2. Staatenberichtsprüfung sein. Auch hier wird es darauf ankommen, die Weiterentwicklung der Werkstattleistung voranzutreiben und öffentlich bekannt zu machen.
„Wir müssen mit Zuversicht und Fortschrittsoptimismus die nächsten Herausforderungen annehmen und für die Veränderungen offen sein. Für die weitere Ausgestaltung der Werkstattleistung ist das Verständnis untereinander von großer Relevanz. Wir müssen gemeinsam die Faktoren für eine gute Werkstattleistung erarbeiten“, sagt BAG WfbM Vorstandsvorsitzender Martin Berg.

Politische Perspektive
Angelika Glöckner, Behindertenpolitische Sprecherin der SPD.
Der zweite Tag Begann mit einem Statement von Angelika Glöckner, behindertenpolitische Sprecherin der SPD Bundestagsfraktion. In einem retrospektiven Vortrag mit Fokussierung auf die Umsetzung des BTHG bekräftigte sie den Erhalt der Werkstätten für behinderte Menschen und sprach den Delegierten ihren Dank und Wertschätzung für die Arbeit in den Werkstätten aus. Sie seien eine wichtige Säule für die Teilhabe am Arbeitsleben und an der Gesellschaft von Menschen mit Behinderungen.
Deswegen soll auch die Umsetzung des BTHG in Zukunft eng begleitet werden. Um die einzelnen Bedürfnisse auf Landesebene zu identifizieren und die Wirkung zu kontrollieren, soll es einen Austausch mit Landesvertretern geben. „Es wird in der Umsetzung des Gesetzes bestimmt Bedarf der Nachrüstung geben und dafür müssen wir mit allen Beteiligten in einer engen Diskussion bleiben“, erläutert Glöckner.

Prof. Dr. Olaf Kramer vom Seminar für allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen
© BAG WfbM/ Jens Jeske
Dialog statt Polarisierung
Die aktuellen politischen Entwicklungen nahm die BAG WfbM zum Anlass, um sich zum Thema Populismus auszutauschen. Prof. Dr. Olaf Kramer vom Seminar für allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen leitete mit seinem Vortrag „Vernunft am Ende? Wie Populisten uns verführen“ in das Thema ein.
Er zeigte an Beispielen aus der deutschen und europäischen Politik die Techniken des Populistischen Stils wie Emotionalisierung mittels Gefühlen der Angst statt Rationalisierung, Simplifizierung oder Schaffung eigener Formulierungen und deren Wiederholung.
Die populistische Politik basiert vor allem auf dem Gegensatz von Volk und Elite, dem Alleinvertretungsanspruch, der Aushöhlung von demokratischen Strukturen und der Erweiterung des Diskurraumes mittels Tabubrüche, so der Rhetorikexperte.
Ein Lösungsansatz besteht aus seiner Sicht in inkludierenden Identitätsangebote und dem Dialog statt Polarisierung. Fest steht jedoch, dass die Nöte der Menschen, die im Populismus stecken, ernst genommen werden müssen. „Es wird auch für uns zukünftig elementar sein, eigene Positionen setzen und nicht nur zu reagieren. Es gibt vielfältige Antworten auf die Frage nach Weiterentwicklung. Nun müssen wir gemeinsam den nächsten Schritt nach vorne machen“, erklärt Martin Berg in seinem Abschlusswort.

Einen ausführlichen Bericht zur Delegiertenversammlung wird in der nächsten Ausgabe des Werkstatt:Dialoges 01.2019 veröffentlicht.


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