Auf der Sozialpolitischen Veranstaltung der BAG WfbM diskutierten Expert*innen und Interessenvertreter*innen die Weiterentwicklung der Werkstätten im Sinne der UN-BRK.
© BAG WfbM | U. Niklas
„Werkstatt im Wandel“ heißt das aktuelle Positionspapier des Vorstandes der BAG WfbM. Darin skizziert der Vorstand Leitlinien für die Weiterentwicklung der Werkstattleistung in den kommenden Jahren. Der Kompass für die Weiterentwicklung ist das „Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“, die sogenannte UN-Behindertenrechtskonvention, kurz UN-BRK. Vor zehn Jahren trat sie in Deutschland in Kraft und konkretisiert bestehende Menschenrechte für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen mit dem Ziel, ihre Chancengleichheit in der Gesellschaft zu fördern. Zurzeit überprüft ein Fachausschuss zum zweiten Mal die Fortschritte bei der Umsetzung der UN-BRK in Deutschland.
Differenzierte Diskussion
Grund genug zu diskutieren, in wieweit die Weiterentwicklung der Werkstattleistung den Ansprüchen der UN-BRK gerecht wird und an welchem Punkt der Weiterentwicklung die Werkstätten momentan stehen. Auf dem Podium der Sozialpolitischen Veranstaltung saßen Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Dr. Peter Masuch, Präsident des Bundessozialgerichts a. D., und Barbara Vieweg, stellvertretende Geschäftsführerin der Initiative Selbstbestimmt Leben e. V. (ISL), die für die kurzfristig erkrankte Grünen-Politikerin Corinna Rüffer eingesprungen war. Hinrich Nannen, Vorstand von Werkstatträte Deutschland, sowie Dr. Jochen Walter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BAG WfbM, komplettierten das Podium.
An der Diskussion beteiligten sich (v. l.) Dr. Peter Masuch, Präsident des BSG a. D., Hinrich Nannen, Vorstand WRD, Barbara Vieweg, stellv. Geschäftsführerin ISL, Lothar Guckeisen, Moderator, Jürgen Dusel, Bundesbehindertenbeauftragter, und Dr. Jochen Walter, stellv. BAG WfbM-Vorstandsvorsitzender.
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Aufschlussreiche Publikumsbeteiligung
Ein interessanter Nebenaspekt: Auch die Meinung der rund 200 interessierten Teilnehmer*innen der Veranstaltung war gefragt. Über ein online-basiertes Abfragesystem war eine Beteiligung via Smartphone möglich. Das Feedback war aufschlussreich: 80 Prozent der Teilnehmenden waren zum Beispiel der Meinung, dass Übergänge kein beziehungsweise eher kein geeignetes Kriterium für die Qualität der Werkstattleistung sind. Dagegen stimmten über 90 Prozent der Beteiligten darin überein, dass Werkstätten sich noch mehr in die Region öffnen und ihre Beschäftigten in unterschiedlichen arbeitsweltlichen Kontexten – auch außerhalb der Werkstatt – unterstützen sollten. Ein wichtiger Aspekt der Weiterentwicklung, der unumstritten ist.
Einigkeit: Über 90 Prozent der Beteiligten stimmten darin überein, dass Werkstätten sich noch mehr in die Region öffnen sollten.
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Der wertvollste Hinweis kam aber wie so oft von den Menschen mit Behinderungen selbst. So appellierte Hinrich Nannen an die Runde, nicht aus den Augen zu verlieren, was denn die Menschen mit Behinderungen wollten. Das sei ein, wenn nicht der wichtigste Maßstab für die Weiterentwicklung der Werkstattleistung.