Wie lässt sich der Integrationsauftrag der Werkstätten in die Praxis umsetzen? Zu dieser Frage veranstaltete die LAG-WfbM Hamburg am 24./25. September einen Kongress, der eingebettet war in die Veranstaltungen zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen. Die Organisatoren hatten den Schwerpunkt auf die Vorstellung und Vermittlung von Praxiserfahrungen gelegt. Europäische, nationale und regionale Projekte stellten ihren jeweils individuellen Weg einer Integration behinderter Beschäftigter vor, ein Kongress von Werkstattpraktikern für Werkstattpraktiker also.
Unter den Europäischen Projekten ragte besonders die Präsentation von Wim Voorn aus Amsterdam heraus, der die sogenannten "Abrufteams" vorstellte, ein flexibles System von Arbeitsmöglichkeiten für Werkstattbeschäftigte in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes. Aber auch Erfahrungen aus Österreich, Italien und Schweden boten den Zuhörern wertvolle Anregungen für ihre eigene Arbeit.
Auf bundesdeutscher Ebene stellten sich die Integrationsbetriebe der Mosaik-Service GmbH aus Berlin, die CAP-Lebensmittelmärkte der GDW-Süd und das EUVEA-Tagungshotel der Westeifel-Werkstätten in Neuerburg vor. Über den Weg der Einbindung gewerblicher Arbeitnehmer in den Fertigungsprozess, also eine "umgekehrte Integration", berichtete die Integ GmbH aus Bad Driburg. Ihr gelingt es, mit professionellen Fertigungen Arbeitsentgelten für behinderte Beschäftigte zu zahlen, die annähernd Tarifniveau erreichen.
Als norddeutsch-regionale Projekte berichtete die Werkstatt Bremen über ihr System von ausgelagerten Arbeitsgruppen, die Winterhuder Werkstätten über Einzelarbeitsplätze in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes, begleitet durch einen "Ambulanten Gruppenleiter". Die Elbe-Werkstätten führen seit Jahren erfolgreich mit einem Teil ihres Berufsbildungsbereichs Qualifizierung in Betrieben durch. Alsterarbeit, die Werkstatt der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, präsentierte künstlerische Arbeitsplätze im Bereich Bildnerische Kunst, Musik und Theater.
In Podiumsdiskussion führte Vertreter der Politik, der Verwaltung, der freien Wirtschaft und der Werkstätten zusammen. Die Wirtschaftsvertreter hielten eine Ausweitung von integrierten Arbeitsplätzen für Menschen aus Werkstätten für möglich. Voraussetzung sei allerdings, dass die Werkstätten ein zielgerichtetes und professionelles "Marketing" für die Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten betrieben.
Abgerundet wurde der Kongress durch die Vorstellung der Untersuchungsergebnisse des Projektes "Ausgelagerte Arbeitsgruppen". Das Projekt hat drei Jahre lang die Bedingungen und Möglichkeiten für die Integration von Werkstattgruppen in Betrieben untersucht und auch die Nachfrage von Werkstattmitarbeitern nach integrierten Arbeitsplätzen erhoben. Sie lag bei erstaunlichen 35% aller in Hamburg befragten WfbM-Beschäftigten.
Der Kongress zeigte eine Vielfalt von unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema "Integration", die selbst manchen "alten Hasen" der Werkstättenszene erstaunt haben dürfte.
Ein Teilnehmer resümierte: "Dies war ein gut organisierter, inhaltsreicher Kongress mit vielen praktischen Anregungen für Werkstattfachleute. Die Präsentationen internationaler, nationaler und regionaler Projekte beinhaltete eine Vielzahl interessanter Impulse und Ideen zur Umsetzung des Integrationsauftrages außerhalb von Werkstätten. Ein Podium der Begegnung und zum Gedankenaustausch."
Einzelheiten zur Veranstaltung finden sich im Internet unter www.wfbm.info/lagwfbmhh
Die Kongreßdokumentation gibt es zum Preis von € 10,-- bei der
LAG-WfbM Hamburg,
Alsterdorfer Straße 506,
22337 Hamburg,
Telefon 040 / 5077 - 3840,
Fax: 040 / 5077 - 3856,
E-Mail: s.haentschel@alsterdorf.de
Europa
28.10.03
Aus der Praxis - für die Praxis<br>Kongress der LAG-WfbM Hamburg zu "Wegen der Integration ins Arbeitsleben"