Panorama 23.04.21
Weiterentwicklung des Entgeltsystems im Fokus der Werkstätten:Messe
Deutschlands meistbesuchte Sozial- und Bildungsschau rückte neben der Leistungsvielfalt von Werkstätten auch den angestoßenen Reformprozess des Entgeltsystems in den Fokus. Insgesamt 4.000 registrierte Teilnehmer*innen informierten sich am 14./15. April 2021 auf der digitalen Werkstätten:Messe 2021. Zusätzlich ermöglichten viele Werkstätten mit unterschiedlichen Aktionen die Teilnahme von zahlreichen Werkstattbeschäftigten.

„Es ist für uns besonders wichtig, dass wir diese Möglichkeit haben, um die Chancen für Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen weiter zu diskutieren und weiter zu entwickeln“, erläutert Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM), die Zielsetzung der Werkstätten:Messe 2021.

Im Rahmen eines Gesprächs zwischen dem Vorsitzenden der BAG WfbM, Martin Berg und dem Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, bei der Eröffnungsveranstaltung wurde auch die Reform des Entgeltsystems thematisiert. Auch Heil sprach sich dabei für eine mögliche Reform aus. Grundlagen dieser Reform, so Heil, müssen die Untersuchungsergebnisse des Forschungsvorhabens „Studie zu einem transparenten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Entgeltsystem für Menschen mit Behinderungen in Werkstätten für behinderte Menschen und deren Perspektiven auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“ sein.

Intensive Diskussionen über die Reformierung der Entgelt- und Einkommenssystematik
Die Werkstätten:Messe 2021 hat es nochmals gezeigt: auf Seiten der Werkstätten laufen intensive Diskussionen zur Weiterentwicklung des Entgeltsystems in Werkstätten. In verschiedenen Veranstaltungsformaten wie zum Beispiel den Mitglieder:Dialogen, Fachvorträgen und im Livestream der Sozialpolitischen Veranstaltung wurde das Thema umfänglich von Werkstattbeschäftigten und Vertreter*innen aus Werkstätten, Politik und Verbänden diskutiert.

Zentrale Fragen dabei waren u.a.: Welche Möglichkeiten gibt es, die Werkstattentgelte zu erhöhen, um die Anerkennung für die geleistete Arbeit zu steigern? In welchem Verhältnis steht das Werkstattentgelt zu unterhaltssichernden Leistungen bzw. Löhnen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt? Welche Bedeutung haben bestehende Nachteilsausgleiche, etwa in der Rente, und wie können diese in Zukunft beibehalten werden? Wie könnte ein Arbeitnehmerstatus von Werkstattbeschäftigten verwirklicht werden? Wie kann ein Werkstatteinkommen UN-BRK-konform gestaltet werden?

Über diese Fragen diskutierten Dr. Annette Tabbara (BMAS), Katrin Langensiepen (MdEP), Prof. Dr. Felix Welti (Universität Kassel), Hinrich Nannen (Werkstatträte Deutschland), Olaf Böhl (LAG WR Hamburg) und Dr. Jochen Walter (BAG WfbM) im Rahmen der Sozialpolitischen Veranstaltung am zweiten Messetag.

Gleich zu Beginn der Diskussion stellte Hinrich Nannen von Werkstatträte Deutschland klar: Eine Reform ist unumgänglich und muss für Beschäftigten die vollen Arbeitnehmerrechte umfassen. Gleichwohl dürfen aus Sicht von Nannen die bestehenden Schutzrechte für die Beschäftigten in diesem Prozess nicht wegfallen. Auch Dr. Jochen Walter, Vorstandsmitglied der BAG WfbM, sieht dringenden Handlungsbedarf, wenn es um das aktuelle System geht: „Wir brauchen dringen eine grundlegende Reform. Und wir brauchen ein existenzsicherndes Einkommen.“ Innerhalb der BAG WfbM, so Dr. Walter weiter, finden momentan Debatten statt, wie eine Reform aussehen kann. Einen dringenden Reformbedarf bei der Entgeltsystematik sahen auch 94% der Zuschauer*innen, die mittels einer Umfragebeteiligung ihr Meinungsbild in den Livestreams der Sozialpolitischen Veranstaltung einbringen konnten.
Prof. Dr. Felix Welti verdeutlichte die Rolle des Forschungsprojektes, dass insbesondere zur Transparenz zur Wirkung der aktuellen Regelungen beitragen soll und dabei besonderer Wert auch auf die Einschätzung der im Rahmen der Studie befragten Werkstattbeschäftigten gelegt wird.

In zwei Mitgliederdialogen auf der Werkstätten:Messe 2021 brachten sich zudem die Werkstattvertreter und die Beschäftigten aktiv in den Prozess der Reformierung der Entgelt- und Einkommenssystematik ein und diskutierten die Entwicklungsmöglichkeiten eines nachhaltigen und verbesserten Entgeltsystems.

Werkstatträte Deutschland e.V. lieferte mit einem Vortrag zum „Basisgeld“ ebenfalls einen wertvollen Input zum aktuell laufenden Diskussionsprozess und erläuterten Interessierten ihren Konzeptvorschlag zur Verbesserung der Werkstattentgelte.


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