Am 16. September tauschen Beschäftigte aus Werkstätten für behinderte Menschen ihren Arbeitsalltag mit Mitarbeitenden aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes.
Über Werkstätten für behinderte Menschen haben viele Menschen ohne Behinderungen eine Meinung, aber die wenigsten wissen, wie der Arbeitsalltag in einer solchen Werkstatt aussieht. Mit dem Aktionstag „Schichtwechsel“ wollen die Werkstätten, die in der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e. V. (BAG WfbM) zusammengeschlossen sind, das ändern: Am 16. September tauschen Mitarbeitende aus Unternehmen ihren Arbeitsplatz mit Beschäftigten aus Werkstätten. „Für beide Seiten eröffnen sich dadurch neue Perspektiven“, stellt Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der BAG WfbM, fest. „Wir wollen Begegnungen ermöglichen und Offenheit sowie ein besseres Verständnis für die jeweils andere Arbeitswelt fördern.“ Auf den Arbeitsplatztausch lassen sich zum Beispiel der SV Werder Bremen und die WERKSTATT Bremen ein. Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari ist neugierig auf die Angebote in einer Werkstatt für behinderte Menschen und tauscht ihren Arbeitsplatz mit Beschäftigten der Werthmann-Werkstätten in Lennestadt.
Werkstätten sind ein wichtiger Bestandteil des Systems der beruflichen Teilhabe in Deutschland. Sie bieten Menschen, die aufgrund der Art oder Schwere ihrer Behinderungen nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können, Teilhabe am Arbeitsleben. „Wie die Werkstätten diesen Anspruch tagtäglich realisieren, können Arbeitnehmende aus Unternehmen beim Schichtwechsel persönlich erleben“, so Berg. „Und dass Werkstattbeschäftigte für einen Tag die Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt kennenlernen, ist für uns genauso entscheidend: Die teilnehmenden Betriebe bekommen einen Eindruck davon, wie gut die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen ist. Im besten Fall stößt der Schichtwechsel Überlegungen an, eine Inklusionsabteilung zu etablieren oder Menschen mit Behinderungen direkt einzustellen.“
Das sieht auch der Fußballverein SV Werder Bremen ähnlich: „Wir als SV Werder Bremen stehen für Toleranz, Weltoffenheit und eine bunte Gesellschaft. Uns ist dabei wichtig, voneinander zu lernen und uns ständig weiterzuentwickeln. Deshalb freuen wir uns besonders, in diesem Jahr am S(ch)ichtwechsel-Projekt mit der WERKSTATT Bremen teilzunehmen. So können wir einen Perspektivwechsel schaffen, und Vielfalt aktiv leben und erlebbar machen“, erklärt Tarek Brauer, Mitglied der Geschäftsleitung / Prokurist und Direktor Recht & Personal sowie aktuell Interimsmanager für Corporate Social Responsibility die Beweggründe des Vereins am diesjährigen Schichtwechsel teilzunehmen.
Entwickelt wurde der Aktionstag „Schichtwechsel“ von den Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin. Mit ihrer Idee des Perspektivwechsels erhielten sie im Jahr 2018 u.a. den „exzellent“-Preis der BAG WfbM. Seit 2019 wird der Aktionstag bundesweit durchgeführt. Die Berichterstattung zum bundesweiten Aktionstag findet auf www.schichtwechsel-deutschland.de und unter dem Hashtag #schichtwechsel2021 auf Facebook und Twitter statt.
Mehr als ein Job
Der diesjährige Schichtwechsel ist Teil der Kampagne „Mehr als ein Job“, mit der die BAG WfbM darüber informiert, wie wichtig die Werkstattarbeit für die dort Beschäftigten und für unsere Gesellschaft insgesamt ist. Auf der Webseite www.werkstatt-ist-mehr.de kommen in Interviews Expert*innen aus dem Verbandswesen, der Politik und der Wirtschaft zu Wort, außerdem beantwortet die Seite häufig gestellte Fragen rund um Arbeit und Arbeitsbedingungen in Werkstätten für behinderte Menschen.
Über die BAG WfbM
In dem bundesweiten Verband BAG WfbM haben sich Träger von Eingliederungseinrichtungen, insbesondere von Werkstätten, Förderstätten und Inklusionsbetrieben zusammengeschlossen, die Menschen mit Behinderungen die Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft ermöglichen. Die BAG WfbM dient ihren Mitgliedern zur Beratung und Interessenvertretung in allen fachlichen und politischen Angelegenheiten. Sie wird von den Spitzen- und Fachverbänden der freien Wohlfahrtspflege sowie den Landesarbeitsgemeinschaften der Werkstätten für behinderte Menschen mitgetragen.
Derzeit sind rund 320.000 Erwachsene mit Behinderungen in den Mitgliedswerkstätten der BAG WfbM beschäftigt, knapp 30.000 im Berufsbildungsbereich und fast 270.000 im sogenannten Arbeitsbereich. Etwa 20.000 sind so schwer behindert, dass sie einer besonderen Betreuung, Förderung und Pflege bedürfen.