Panorama 03.05.09
Kirche fordert Mindestlohn für Werkstattbeschäftigte
Werkstattbeschäftigte sollten einen Mindestlohn erhalten, der sich an die Tarife des allgemeinen Arbeitsmarktes anlehnt, forderte der evangelische Landesbischof in Baden, Ulrich Fischer. „Damit könnte sich der Arbeitsalltag der behinderten Menschen besser normalisieren“, sagte er im Vorfeld der „Woche für das Leben“. Das Entgelt für die insgesamt mehr als 17.000 Menschen in den Werkstätten von Diakonie und Caritas in Baden-Württemberg seien ohnehin sehr schlecht. Sie reichten aber in der derzeitigen Krise erst recht nicht mehr aus.

Das in den Werkstätten erwirtschaftete Ergebnis könne zunächst an die Kommunen als Sozialhilfeträger zurückgehen, schlagen die Verantwortlichen der Landeskirche vor. Diese müssten dann unabhängig von der Konjunktur einen Mindestlohn zahlen.

Darüber hinaus muss nach Fischer die Ausgleichsabgabe„drastisch“ steigen, die Unternehmen zahlen müssen, wenn sie die Pflichtquote für die Beschäftigung behinderter Menschen nicht erfüllen. „Auch die Werkstätten und Betriebe für Menschen mit Behinderungen sind von der Wirtschaftskrise betroffen“, sagte Bischof Fischer. „Viele von ihnen sind Zulieferer für die Automobilindustrie oder andere große Wirtschaftsunternehmen.“ Die Entgelte setzen sich größtenteils aus einer Beteiligung an den Gewinnen zusammen. Das hat natürlich Folgen, wenn die Wirtschaft kriselt: „Es gibt Werkstätten, die ihren Anteil am Lohn bereits nicht mehr auszahlen können“„, meint der Betriebsleiter der Hanauerland-Werkstätten, Berthold Löffler von der Diakonie Kork. „Im Vergleich zu den Durchschnittseinkommen unselbstständig Erwerbstätiger - rund 2400 Euro netto monatlich - ist das Monatseinkommen der Werkstattbeschäftigten erbärmlich“, kritisiert auch die BAG WfbM. Die Zahlung eines existenzsichernden Arbeitsentgeltes muss unabhängig davon sein, welcher Art und wie schwer die Behinderung und wie hoch der individuelle Grad der Produktivität des einzelnen Beschäftigten ist.

Der Bischof vertritt 1,36 Millionen Mitglieder der Evangelischen Landeskirche in Baden in etwa 630 Pfarr- und Kirchengemeinden.

In ihrer „Woche für das Leben“ wollen die katholische und die evangelische Kirche in diesem Jahr unter dem Motto „Gemeinsam mit Grenzen leben“ auf die Solidarität mit kranken und behinderten, mit sterbenden und verzweifelten Menschen hinweisen. „Es gibt keinen Werteunterschied zwischen den Menschen, ob behindert oder nicht“ sagte Weihbischof Bernd Uhl von der Erzdiözese Freiburg. „Behinderung ist keineswegs ein Rand-, sondern ein Massenphänomen.“ Dennoch gebe es nach wie vor Ängste im Umgang mit behinderten Menschen ebenso wie Hilflosigkeit.


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