Hinweise und erste Erfahrungen zu einem neuen Arbeitsmittel
Rund ein Jahr ist es jetzt her, daß das neue "Methoden-Handbuch" an die Werkstätten ausgeliefert worden ist. Mittlerweile wurden überregional und auch "inhouse" die ersten Fortbildungen mit diesem neuen Arbeitsmittel durchgeführt, und es gibt erste Erfahrungen.
Das "Methodisch-didaktische Handbuch zur beruflichen Bildung in der Werkstatt für behinderte Menschen" wurde bei der Lebenshilfe Detmold mit Unterstützung des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung in einen 2 ½-jährigen Projekt entwickelt, im Sommer 2002 fertig gestellt und allen deutschen Werkstätten zugestellt. Mit dem Handbuch wird "eine Lücke in der Didaktik und Methodik der Erwachsenenbildung im Arbeitsprozeß gefüllt", wie Günter Mosen im Vorwort schreibt, und dieses Handbuch "ist jetzt der Maßstab, an dem sich die Werkstattpraxis und damit die Fachkräfte zur Arbeits- und Berufsförderung messen lassen müssen. Jetzt kann jeder wissen, wie sein Alltag pädagogisch wirksam gestaltet werden muß."
Das Handbuch beginnt mit einem kurzen theoretischen Einführungsteil, in dem es um Fragen von Menschenbild und Lerntheorien, von Methoden - speziell auch in der Sonder- und Berufspädagogik - geht. Kern des umfassenden Werkes ist der "Praxisteil", der von dem zwischen BA und BAG WfbM vereinbarten "Rahmenprogramm" (für den BBB) ausgeht. Unterschiedliche Verfahren und Materialien zur systematischen Förderung werden einschließlich ihrer praktischen Anwendungen dargestellt; dabei geht das Spektrum vom "Arbeitspädagogischen Beobachtungs- und Bewertungsbogen" (ABB) und der Arbeitsunterweisung nach REFA über MELBA bis zu SIVUS und zum TEACCH-Modell; natürlich fehlt auch das DLM als besonders grundlegendes und umfassendes Curriculum nicht, ebenso wenig P-A-C, FAA und die Multimedia-Software SUUM, um nur einige zu nennen. Daneben werden sehr ausführlich unterschiedliche Alltags-Situationen dargestellt und methodisch-didaktisch aufgearbeitet; dabei sind die jeweiligen Darstellungen mit exemplarischen Lernzielen und Hinweisen zu anzuwendenden Methoden verbunden.
Den Abschluß des umfangreichen Werkes (362 S.) bilden "pädagogisch-psychologische Stichworte" wie "Arbeitsanalyse", "Eingliederungsplan", "Förderdiagnostik und "Schlüsselqualifikationen", bei denen auch Hinweise zur weiterführenden Literatur gegeben werden.
Das Handbuch ist als "Loseblatt-Ordner" mit robustem (und abwischbarem) Papier im Format DIN A 5 gestaltet und auch unter diesem Aspekt ausgesprochen praxisnah; für persönliche Stichworte und Ergänzungen der Anwender ist hinreichend viel Platz gelassen.
Erste Erfahrungen in unterschiedlichen Fortbildungen haben gezeigt, daß insbesondere die Fachkräfte zur Arbeits- und Berufsförderung im Gruppendienst der Werkstätten das "Methoden-Handbuch" als wertvolle und weiterführende Hilfe ansehen, aus dem sie sowohl Informationen über Verfahren und Materialien als auch Anregungen zur Methodenvielfalt entnehmen können, gleichzeitig auch Handlungssicherheit bei eigenen Ideen und Vorstellungen zu möglichen eigenen Lösungsansätzen gewinnen. Auch der Transfer auf die eigene Werkstatt-Situation war ohne weiteres in allen Fällen möglich.
Eine Reihe von Werkstätten hat das "Methoden-Handbuch" nach ersten positiven Erfahrungen inzwischen in größeren Stückzahlen angeschafft, um es breitflächig nutzbar zu machen. Mindestens ebenso wichtig wie die Verfügbarkeit des Handbuches für jede Fachkraft (und da mag die Verfügbarkeit in Bereich oder Abteilung durchaus hinreichen) dürfte die Übung des praktischen Umgangs mit diesem neuen "Handwerkszeug" sein. Das können externe Fortbildungen sein, sicher ebenso gut aber auch interne, kollegiale Fortbildungen in Kleingruppen, möglicherweise - mindestens anfänglich - unter Anleitung von Kolleg|inn|en aus den begleitenden Diensten. Wenn die Fachkräfte hier üben können, die dargebotenen Beispiele mit eigenen Fragestellungen und Lösungsansätzen zu verbinden, dürften sie die notwendige Handlungssicherheit gewinnen, um in ihrer vielschichtigen Arbeit jeweils methodisch-didaktisch gut und variabel - letztlich: individuell und situativ angemessen - zu reagieren. Dies ist sicher ein Lernprozeß, der seine Zeit braucht, aber ebenso die Gelegenheit zur aktiven Auseinandersetzung.
Dr. Rainer B. Brackhane, Dozent in der SPZ, Herford