Panorama 19.05.10
Und der „euward“ geht an …
Seit dem Jahr 2000 gibt es den euward, den Europäischen Kunstpreis für Malerei und Grafik. Mit dem Preis will die Augustinum Stiftung in München geistig behinderten Künstlern ein professionelles Forum bieten. In der Vorjurierung im März hat das Kuratorium in München die Werke von 26 Künstlerinnen und Künstlern für den 5. euward nominiert. Es lagen 500 Bewerbungen aus 24 europäischen Ländern vor. Der euward ist die erste und bislang einzige Auszeichnung von internationaler Bedeutung, die auf diesem Sektor vergeben wird (www.euward.de externer Link). Der Kunstförderpreis ist mit einem Gesamtwert von 19.000 Euro dotiert.

Über die Vergabe der drei Förderpreise entscheidet die Jury, bestehend aus Roger Cardinal, Christian Berst, Marlene Dumas, Leiko Ikemura, Arnulf Rainer anhand der Originale. Die Preisträger werden am 12. Juni 2010 ermittelt. Im Anschluss an die Jury-Sitzung wird die Entscheidung im Institut für Kunstpädagogik der Ludwig-Maximilian-Universität München bekannt gegeben. Die Preisverleihung des euward findet am 18. November 2010 im Haus der Kunst in München statt. Sie bildet den Auftakt für eine Ausstellung von Werken der Preisträger und aller anderen nominierten Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die dort bis zum 9. Januar 2011 zu sehen sein werden.

Bild gemalt von Petra Materne
Petra Materne, ohne Titel, 2006
© Mosaik Werkstätten
Nominiert sind:
  • Francesco Borrello, Sospiro (Italien), La Manica Lunga - officina Creativa
  • Markus Buchser, Basel (Schweiz), Kreativwerkstatt Bürgerspital
  • Annemarie Delleg, St. Lorenzen (Italien), GRAIN Weiterbildung
  • Pascal Duquenne, Brüssel (Belgien), CRÉAHM-Bruxelles
  • Daniel Fehér, Budaors (Ungarn), Baltazár Színház Alapítvány
  • Curzio Di Giovanni, San Colombano (Italien), Atelier Adriano e Michele
  • Manfred Henke, Warburg (D), St. Laurentius-Heim
  • Peter Kapeller, Wien (Österreich), Caritas Wien
  • Sybille Kautz, Sickte-Neuerkerode (D), Evang. Stiftung Neuerkerode
  • Achim Maaz, Bonn (D), LVR-HPH-Ost Bereich Bonn
  • Lukas Mal, Schnifis (Österreich), ARTelier Sulz
  • Petra Materne, Berlin (D), MOSAIK-Werkstätten
  • Sabine Münch, München (D), atelier hpca
  • Andrea Obwaller, Alkoven (Österreich), Institut Hartheim
  • Wolfgang Orend, Tettnang (D), Heim Pfingstweid e.V.
  • Pirrotta Gian Luca, Bastiglia (Italien), Atelier Manolibera
  • Andrea Rausch, Fredelsloh (D), Galerie ART CRU Berlin
  • Christian Rebhan, Attnang (Österreich), Lebenshilfe Oberösterreich
  • Sigrid Reingruber, Gschwandi, Lebenshilfe Oberösterreich
  • Johanna Rohregger, Alberndorf (Österreich), Atelier-Diakoniewerk
  • Andreas Skorupa, Frankfurt (D), Praunheimer Werkstätten
  • Jukka Suni, Parola (Finnland), Kettuki Art Centre
  • Ingo Tributsch, Egelsbach (D), Werkstätten Hainbachtal
  • Amalia Vandera, Thessaloniki (Griechenland), Psychiatric Hospital of Thessaloniki
  • Werner Voigt, Hamburg (D), Die Schlumper
  • Carlo Wertheimer, Luxembourg, Cooperations Wiltz
Das unabhängige Kuratorium zeigte sich erfreut über die überdurchschnittlich hohe Qualität der Einsendungen. Die Outsider-Art-Künstlerin Petra Materne aus der Mosaik Werkstatt Reinickendorf macht sich Hoffnungen. Petra Materne hatte bereits auf regionaler Ebene 2003 an der 4. Kunst-Biennale „Meine Welt“ im Museum Junge Kunst in Frankfurt/Oder teilgenommen. „Bei einem europaweiten Wettbewerb zu den nominierten Künstlern zu gehören, ist eine besondere Anerkennung und Würdigung ihres künstlerischen Schaffens“, freut sich Birgit Steinert, Kunsttherapeutin der Mosaik Werkstatt in Berlin.

Als Kunstpreis mit internationalem Anspruch, hat der euward zum Ziel, das Werk dieser weithin noch unbekannten Außenseiter in seiner künstlerischen Qualität zu würdigen. Mit der Auszeichnung werden herausragende Künstler gefördert. Zugleich soll damit ein, in jeder Hinsicht, außergewöhnliches Schaffen in seiner Bedeutung für die Zeitkultur erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

In der Tradition des „Art Brut“, wie sie durch Jean Dubuffet begründet wurde und eine internationale Entwicklung zur so genannten „Outsider Art“ nahm, hat sich in jüngerer Zeit die Produktion von Künstlern mit geistiger Behinderung immer mehr als eine eigenständige künstlerische Szene herausgebildet. Betreute Ateliers, die seit den 1970er Jahren überall in Europa entstanden, bieten den Künstlern die Möglichkeit, ihre bildnerische Sprache in Kontinuität zu entwickeln. So können sie sich ihrem Talent entsprechend als freischaffende Künstler verwirklichen. Ihre Bildschöpfungen sind ein vitaler Impuls zeitgenössischer Kunst, der sich zunehmend Geltung verschafft, in der öffentlichen Wahrnehmung bis heute jedoch weitgehend ausgespart blieb.


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