Mit 230.000 Euro fördert das Bundesforschungsministerium ein Testverfahren, das bei ungeborenen Kindern bereits in der zehnten Schwangerschaftswoche Trisomie 21 nachweisen soll. Die verantwortliche Bundesministerin für Bildung und Forschung ist Professor Dr. Schavan (CDU).
„Da Trisomie 21 nicht therapierbar ist, sondern eine Form menschlichen Daseins, kann das Ziel dieses ‚Vorsorgetests‘ nur auf ein Screening von Schwangeren herauslaufen, mit dem Ziel, Behinderung früh zu erkennen und die Eltern unter Druck zu setzen, ihr Kind abzutreiben. Eine solche Einstellung widerspricht eklatant dem Grundgesetz - ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘ - dem sich die Bundesregierung verpflichtet hat“, kritisiert der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM), Günter Mosen.
„Und es führt in eine gefährliche Richtung: Es führt zwangsläufig zu einer längst für überwunden gehaltenen Selektion in wertes und unwertes Leben. Bei einem staatlich geförderten, als ‚medizinisch‘ getarnten Ausschlussverfahren, das auf Stigmatisierung und Tötung von Menschen mit Behinderung herausläuft, sind mit Inklusion überschriebene politische Programme für bereits geborene Menschen schlicht eine Farce“, führt Mosen seinen Widerstand aus.
Die Abstände, in denen der Wert und die Würde des Menschen und des ungeborenen Lebens zur Debatte gestellt werden, sind zurzeit nach Ansicht der BAG WfbM beunruhigend kurz. Dass direkt anschließend an die Diskussion um die Präimplantationsdiagnostik ein solches Testverfahren "zur medizinischen Auslese" unterstützt wird, muss wachrütteln und sensibilisieren für die Diskussionen, die im Herbst zur Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe von Menschen mit Behinderung geführt werden.
Es geht nicht darum, die menschliche Existenz als vermeidbares Risiko zu bewerten, sondern darum, jede Form anzuerkennen und wertzuschätzen.
Politik
31.08.11
Vorsitzender der BAG WfbM kritisiert „Down-Syndrom-Vorsorgetest“ als gefährlichen Rückschritt