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Themenabend bei ARTE : Ein Chromosom mehr - Leben mit dem Down-Syndrom
am Freitag, den 4. Juni 2004, strahlt ARTE einen Themenabend zur Trisomie 21 aus, bei dem unter anderem die beiden Dokumentationen „Ich kann das schon!“ von Heide Breitel und „Reise nach Mongolien“ von Bernard Martino gezeigt werden.

Parallel dazu gibt es auf der Website von ARTE (www.arte-tv.com externer Link) ein Internet-Dossier speziell zu diesem Thema, in dem weitere Informationen bereitgestellt werden.

Den Schwerpunkt des Themenabends am Freitag bildet dabei ein Experten-Forum im Internet, das Interessierten und Betroffenen die Möglichkeit bieten soll, Experten über Trisomie 21 zu befragen. Bei der Auswahl der Experten hat Arte sich bemüht, sowohl den medizinischen Bereich als auch soziale Aspekte, die den Lebensalltag von und mit trisomischen Kindern betreffen, abzudecken.

Das dazu gehörige Internet-Dossier ist bereits online.

Zum Themenabend:

Bei Menschen mit Down-Syndrom ist das Chromosom 21 in jeder Körperzelle dreifach vorhanden. Gemeinsam mit ihren Eltern, die sich bewußt für ihre Kinder mit der Behinderung entschieden haben, entwickeln sie häufig bewundernswerte Energie und Lebensfreude. Der Themenabend: externer Link erzählt davon.

Aber die Zeiten, als die so genannten Mongoloiden in psychiatrischen Anstalten verschwanden, sind längst vorbei. Heute gibt es Kinder, die dank spezieller Therapien und Betreuung die Schule mit dem Abitur abschließen. Dennoch entscheiden sich 97,5 Prozent aller Eltern, die bei der Fruchtwasseruntersuchung die Diagnose erhalten, daß ihr Kind das Down-Syndrom haben wird, für eine Abtreibung.

Die Eltern, die sich gegen alle Widerstände für ihr Kind entscheiden, haben häufig mit der Verständnislosigkeit ihrer Umgebung zu kämpfen. Aber sie müssen vor allem ihre eigenen Wunschträume und Hoffnungen, die sie wie alle Eltern mit dem Neugeborenen verbinden, ad acta legen und neue Perspektiven für den Umgang mit dem Kind und mit sich selbst finden.

Der Themenabend zeigt die Energie und die Lebensfreude, die die Kinder und die Eltern auf diesem neuen und unvorbereiteten Weg entwickeln. Er erzählt von der Tücke des Alltags, von Geduld, Mut, Neugierde und Verzweiflung. Aber er spricht auch die schockierenden Gedanken von Erwachsenen mit dem Down-Syndrom aus, die sich von der Gesellschaft immer zuerst als „Behinderte“ wahrgenommen sehen und nicht als Menschen.

23.05 Uhr
Ich kann das schon! externer Link

Dokumentarfilm von Heide Breitel
ARTE/ZDF, Deutschland 2002, 87 Min.

„Ich kann das schon“ - mit diesem Satz behaupten kleine Kinder nicht nur ihre Selbständigkeit, sondern auch die ganz individuellen Wege, die sie für sich wählen.

Kindern mit Down-Syndrom wurde dieser eigene Weg des Sichentwickelns lange Zeit nicht ermöglicht. Der Spracherwerb ist deutlich verlangsamt und besonders das Sprechenlernen ist erschwert. Dadurch ist das Verstehen und Mitteilen oft eingeschränkt. Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten, auswählen zu können, nach eigenen Bedürfnissen mitzubestimmen im Familienalltag, ist deshalb kaum möglich. Kinder und Eltern sind frustriert. Aufgrund dieser Einschränkungen im ganz alltäglichen Gespräch ergeben sich auch erhebliche Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung der Kinder. Wie können also die Eltern und die ganze Familie Zugang zu ihrem Kind finden und mit ihm diesen außerordentlich wichtigen und das zukünftige Verhältnis bestimmenden Dialog aufnehmen? Wenn das Kind sich selbst als handelnde Person erleben kann, die in seiner unmittelbaren Umgebung etwas bewirkt, kann eine günstige Entwicklung eher gelingen. Das gilt besonders für die Förderung der sprachlichen Fähigkeiten.

Etta Wilken, Professorin für Behindertenpädagogik, hat eine Methode entwickelt, mit der diese Verständigung gelingt. Sie setzt die so genannte Gebärden unterstützte Kommunikation (GuK) bereits in der Frühförderung der Kinder als eine wichtige ergänzende Hilfe ein. Dabei werden nicht alle gesprochenen Wörter und vor allem nicht alle grammatischen Strukturen gebärdet, sondern nur die bedeutungstragenden Wörter. Die Visualisierung durch die Gebärden ermöglicht dem Kind ein besseres Verstehen.

Die Filmemacherin Heide Breitel begleitet in ihrem Film drei Kinder und ihre Familien eineinhalb Jahre lang und dokumentiert ein Stück des Lernens auf ihrem Lebensweg und die Freude, die sie am Leben haben. Die Eltern der Kinder erzählen von ihren Sorgen nach der Geburt der Kinder und wie sich ihr Leben verändert und bereichert hat durch das Zusammensein mit ihnen. Prof. Etta Wilken, wegbereitend für Sprachentwicklung bei Kindern mit Down-Syndrom, berichtet von den Möglichkeiten des Lernens. Nur wenn wir die Andersartigkeit zwischen uns und anderen Menschen anerkennen, erkennen wir uns selbst und dadurch jeden Menschen als einzigartiges Wesen an. Das macht Heide Breitels Film vor allem deutlich.

00.35 Uhr
Reise nach Mongolien externer Link

Dokumentarfilm von Bernard Martino
ARTE/ZDF, Frankreich / Deutschland 2003, 101 Min.

Immer weniger Kinder mit Down-Syndrom werden geboren, denn die meisten werdenden Eltern, die die Diagnose Down-Syndrom für ihr Kind erhalten, entscheiden sich für eine Abtreibung. Doch kann man in letzter Zeit feststellen, daß mehr Mütter und Väter sich bewußt für das Leben ihres Kindes entscheiden, und das in einer Zeit, in der die Genetik und der Fortschritt der Wissenschaft dabei sind, Anomalien und Behinderungen mehr und mehr zu eliminieren. Bernard Martino stellt in seinem Film die Verdienste von Wissenschaft und Forschung nicht in Frage. Im Mittelpunkt seiner „Reise nach Mongolien“ steht die Überlegung, ob wir denn so genau wissen, was wir tun, wenn wir die Kinder mit Down-Syndrom aus unserem Leben verbannen.

Diese subversive Frage entstand nach einem medizinischen Film, den Psychiater in einer französischen Tagesklinik gedreht hatten, in der psychotische und schizophrene Kinder, Kinder mit Down-Syndrom und autistische Kinder gemeinsam betreut wurden. An diesem Ort, wo die Kommunikation zwischen den Kindern zwar gefördert wurde, aber nur schwer gelingen wollte, übernahm eines der Kinder mit Down-Syndrom spontan die Vermittlerrolle. Der Junge vermochte als Einziger durch die festen inneren Mauern eines der autistischen Kinder zu dringen und es zu füttern und zu berühren.

Was bedeutet die Abtreibung ungeborener Kinder mit Down-Syndrom für das Leben jedes einzelnen überlebenden Kindes? Welche Konsequenzen hat der Verlust ihrer speziellen Sensibilität für unser soziales und menschliches Miteinander? Entfernen wir nicht mehr als eine Anomalie des Erbgutes, wenn wir damit auch auf die Energie und emotionale Wärme verzichten, die Menschen mit Down-Syndrom in eine Welt bringen, die sich immer mehr auf einen Kurs der kalten Perfektion begibt?



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