Arbeitswelt 25.10.12
Studie zur Übergangsförderung in bayerischen Werkstätten vorgestellt
Ein ausdifferenziertes Konzept, spezielles Personal zur Übergangsgestaltung und die Mitarbeit an regionalen Projekten zur Übergangsförderung – Werkstätten können die Übergangsquote auf den allgemeinen Arbeitsmarkt deutlich erhöhen, wenn sie diese drei Aktivitäten betreiben. So lautet eines der Ergebnisse der Studie zur Übergangsförderung in bayerischen Werkstätten, die am 22. Oktober 2012 in Nürnberg vorgestellt wurde.

Häufig wird in der politischen Diskussion die Arbeit der Werkstätten auf die Anzahl der Übergänge reduziert. Allerdings ohne über konkrete Zahlen und Informationen dazu zu verfügen. Deswegen führte die LAG WfbM Bayern gemeinsam mit Viviane Schachler von der Universität Kassel 2012 eine landesweite Studie durch. Im Frühjahr wurden an die Mitglieder der LAG WfbM Bayern Fragebogen zum Themenkomplex „Übergangsförderung als Aufgabe der WfbM“ verschickt. Fast zwei Drittel aller bayerischen Werkstätten beteiligten sich an der Befragung, deren erste Ergebnisse nun vorgestellt wurden.

Hans Horn, Vorsitzender der LAG WfbM Bayern, betonte die Bedeutung einer solchen Untersuchung: „Die Debatte über die Übergänge wird immer sehr emotional geführt. Wir sind froh, dass wir mit den Ergebnissen dieser Studie zur Versachlichung der Diskussion beitragen können.“ Die Tatsache, dass neben zahlreichen Vertretern der bayerischen Werkstätten auch Dr. Oliver Bloeck, Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen sowie Reinhold Frank vom Verband der bayerischen Bezirke anwesend war, zeigte die politische Bedeutung der Studie.

Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, wie die bayerischen Werkstätten den Auftrag zur Übergangsförderung umsetzen und welche Gründe es für einen erfolgreichen Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gibt. Betrachtet wurde der Zeitraum 2007 bis 2011. In dieser Zeit konnten bayernweit 157 Übergänge erfolgreich gestaltet werden – eine Quote von 0,14%. Dabei schwanken die Übergangsquoten von Werkstatt zu Werkstatt zwischen 0% und 1,1%.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Jene Werkstätten, die sich bei der Vermittlung ausschließlich auf interne Ressourcen verlassen, haben liegen mit einer Übergangsquote von 0,09 % deutlich hinter Werkstätten, die zusätzliche Aktivitäten betreiben, die also z. B. eine spezielle Übergangsfachkraft beschäftigen. Diese Werkstätten können eine Übergangsquote von 0,27% aufweisen. Kombiniert man diese besonderen Aktivitäten mit der Mitarbeit an speziellen Übergangsprojekten, lässt sich die Quote noch einmal deutlich erhöhen.

Die anschließende Podiumsdiskussion mit Dr. Matthias Windisch und Mario Schreiner (beide Universität Kassel) sowie Thomas Wedel (Boxdorfer Werkstatt Nürnberg) offenbarte dann noch einmal eindringlich: Im Sinne der Inklusionsdebatte ist es unerlässlich, die Bemühungen um erfolgreiche Übergänge zu verstärken. Auch wenn die absolute Zahl eher gering erscheint, ist doch jeder erfolgreich und nachhaltig gestalteter Übergang für den Menschen mit Behinderung ein wertvoller Schritt in Richtung Inklusion. Diesen Weg wollen die bayerischen Werkstätten künftig noch besser begleiten.

Die detaillierten Ergebnisse der Studie werden derzeit noch aufbereitet. Die BAG WfbM wird im Werkstatt:Dialog 2.2013 ausführlich über die Studie berichten.


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